aber verdient ein Facharzt wirklich mehr als ein Handwerker?
Diese Frage habe ich mir auch schonmal gestellt. Allerdings auf mich bezogen und nicht auf Ärzte. Lohnt sich eine "wissenschaftliche Karriere" also Promotion, Postdoc und dann bis zur Rente als wissenschaftlicher Mitarbeiter?
Ich habe das damals mal für mich mal grob durchgerechnet. Die offensichtlichste Erkentnis ist natürlich, es hängt von 100 Annahmen und Faktoren ab.
Aber hier mal das Szenario was ich mir angeschaut habe:
Ich habe TVÖD Gehälter genommen, weil man da Leute eingruppieren kann und die im Alter aufsteigen etc. Inflation und Lohnsteigerungen lasse ich komplett außen vor.
Die Person mit Berufsausbildung hat 3 Jahre Ausbilung und startet dann in E8-1. Über die Jahre steigt sie bis E8-6 auf. Nach 6 Jahren dort wechselt sie in E9b-3 und steigt weiter auf bis E9b-6. Rente mit 65. Das ist ein sehr moderater Aufstieg ist mir klar.
Die Person in der Wissenschaft macht 3 Jahre länger Schule studiert 5 Jahre und macht dann 4 Jahre Promotion mit einem Gehalt von 66% E13. Das ist in den Naturwissenschaften mittlerweile durchaus verbreitet.
Dann durchläuft sie E13 bis E13-6 und wechselt dann nach E14-4 und weiter bis E14-6. Das ist denke ich eher positiv, denn es gibt nicht viele E14 stellen, die meisten Post-Docs und WiMis sitzen in E13 fest.
Einfachstes Modell, lässt Geld während Studium/Ausbildung weg, dann liegt der Break even, ab dem die studierte Person aufgeholt hat undgefähr bei 37. Also der Studi hat 5 Jahre später seinen ersten Euro verdient, muss aber insgesamt 11 Jahre arbeiten, um den Rückstand aufzuholen.
Dann sagen wir mal, beide Personen werden (wie es das Gesetzt vorsieht) von Ihren Eltern bis zum Ende der ersten Berufsausbildung unterstützt. Dieses Geld geht sich mit den Lebenshaltungskosten auf 0 aus. Damit kann der Azubi sein Geld "sparen" und wir geben ihm zum Berufseinstieg mal 30.000€ Vorsprung. Das verschiebt das ganze tatsächlich nur um 1 Jahr auf 38.
Jetzt kommen aber die beiden größten Faktoren nämlich Lebenshaltung und Zinsen.
Wenn wir einfach so 4% Zinsen einführen, dann dauert es schon bis 45.
Wenn wir jetzt noch annehmen, dass bei beiden Gehältern 70% für Lebenshaltungskosten draufgehen, dann dauert es schon bis 54. Allerdings hat die akademische Person dann auch einen gehobeneren Lebensstandard, denn 70% vom höheren Gehalt ermöglichen natürlich mehr.
Gleichzeitig denke ich, dass gerade in den Ausbildungsberufen deutlich mehr Luft nach oben ist, was Karrieren angeht. Ergänzungsstudium am Abend oder passende Berufserfahrung und es gibt Wege in den gehobenen Dienst mit E10-12. Das ist ist so einer wissenschaftlichen Karriere relativ hart gedeckelt, solange man nicht Professor wird. Und ich könnte mir auch vorstellen, dass Handwerker in der derzeitigen Situation besser verdienen als E8/E9.
Das mal zum ganz groben Überblick. Aber es ist auch klar, jede Arbeitslosigkeit, Studienkredit, frühere Beförderung, Elternzeit, Immobilienkauf etc. haben hier einen massiven Einfluss.