Hallo und schöne Grüße,
Ich melde mich seit langem aus der Versenkung wieder.
Ich habe noch ein paar Kleinigkeiten aus der Kritik gegen meinen Beitrag richtig zu stellen.
Mir wird mit dieser Kritik nicht zu nahe getreten. So etwas muss ja ausdiskutiert werden.
Die Zeiten wo ein grosser Streik noch etwas bringen könnte sind schon lange vorbei, die Gewerkschaften sind heutzutage froh wenn sie ein paar Prozentpunkte rausschlagen können. Den Betrieben das Messer an den Hals setzen beschleunigt nur die Verlagerung der Produktion in Billigländer.
Das ein Streik nichts bringt und die Gewerkschaft froh ist wenn sie irgendwelche Erfolge erzielt stimmt nicht.
Man könnte nur mal an den Streik bei Opel Bochum 2004 der zur Legende wurde. Leider wurde das Werk nun doch vor ein paar Tagen geschlossen aber das lag daran, dass von den 20000 Arbeitern von damals viele mit Abfindungen und ähnlichem rausgekauft wurden und auch gegen fortschrittliche Kollegen z.B. mit Mobbing vorgegangen wurde und noch viele Gründe mehr. Der Kampfgeist von Opel lebt weiter! Gerade ein richtiger Streik wäre Zeitgemäß und würde auch viel Bewegen. Weiter hat die Gewerkschaft keine Probleme damit ihre Ziele durchzusetzen. So wurden 2012 ein Tarifvertragsabschluss in Baden-Württemberg hingelegt der sich sehen lassen kann. Er beinhaltet die fristlose Übernahme aller Azubis, Pflichtübernahme aller Leiharbeiter unter bestimmten Bedingungen und 4,1 Prozent mehr. Zugegeben gab es in diesem Vertrag noch zu viele Schlupflöcher was auf einen negativen Einfluss von Gewerkschaftsbürokraten zurück zu führen ist. Aber auch für das Holzhandwerk gibt es eine ganz beachtliche Entwicklung in 2013 NRW: in 2 Schritten 5,1 Prozent Lohnerhöhung! Wenn mehr Tischler n allen Bundesländern aktiv würden, dann könnte sich so einiges bewegen. Beigefügt noch ein paar Links zur Untermauerung.
IG Metall - Tarifergebnis in Baden-Wrttemberg: 4,3 Prozent mehr Geld
http://www.igmetall-nrw.de/uploads/media/2013_06_28_Tischler__Tarifinfo_Ergebnis.pdf
Langlebige Holzprodukte aus handwerlicher Fertigung sind Einzelstücke, eine Massenproduktion ist so aber nicht möglich. Erlebe das Wunder der Industrialisierung, was früher 15 Schreiner in einer Woche produziert haben, machen moderne Maschinen mit ein oder zwei Operatoren in einem halben Tag.
Weiter ist eine Massenproduktion von hochwertigen Produkten sehr wohl möglich. Wenn du die nächste LIGNA besuchst wirst du ins Staunen versetzt werden. Es gibt mittlerweile unfassbar viele Möglichkeiten Holz in Industrieller Fertigung zu bearbeiten und das auf hohem Niveau durch Lasertechnik, optische Verfahren, …. Ich habe an einem Stand dort 2013 eine Anlage gesehen, die sich so individuell auf bestimmte Schwierigkeiten bei der Holzverarbeitung einstellen kann, so dass auch das entstehen von Abfällen ungemein Reduziert wird. Am Ende müsste nur noch ein Tischler da stehen der die Teile zurichtet und montiert. Die Firma nenne ich hier nicht um keine Werbung zu machen. Bekannt ist sie allerdings für ihre Vierseitenhobelmaschinen. Hier stünde der Übergang des Tischlerhandwerkes in ein modernes Zeitalter. Ein Nebeneffekt ist tatsächlich so wie du es schreibst der Verlust von Arbeitsplätzen, dem könnte aber wiederum mit einer Kampfstarken Gewerkschaft abgeholfen werde. Wenn man zum Beispiel eine 30 Stunden Woche bei vollem Lohnausgleich durchsetzt. Das erzeugt Arbeitsplätze. Tatsächlich sind wir davon aber noch entfernt.
Wie kommst Du auf diese Idee? Ein sehr grosser Teil des Plattenmateriales das heute verarbeitet wird, kommt aus der Recyclage und aus genau den Abfallteilen womit ein Tischler (wenn er Qualität liefern will) konfrontiert wird.
Das Abfallholz das du hier Ansprichst ist keines Weges für die Recyclage bestimmte. Es gibt einige Probleme beim verwerten von Abfallholz wie die Existenz von Giftstoffen. Der Großteil des Rohstoffes für die Papier und Plattenindustrie kommt weiterhin direkt aus dem Forst (das Holz welches in der Sägewerksindustrie nicht verwertet werden kann) und dem Verschnitt aus der Holzindustrie.
http://www.wki.fraunhofer.de/conten...flyer/Flyer_Altholz-Recycling_deu_2014-04.pdf
Der Rest des Abfallholzes wird Thermisch Recycelt - sprich verbrannt. Ebenso wie es in den meisten Tischlereien geschieht. Bedenklich ist dabei, dass die Abfallhölzer die, wegen Schadstoffe, nicht wiederverwertet werden können verbrannt werden. Es existiert die Meinung, dass in Müllverbrennungsanlagen die Temperatur so heiß ist, dass die Schadstoffe Verbrennen. Das ist aber Verblendung. Es würde dem Massenerhaltungssatz widersprechen wenn Giftstoffe einfach verschwinden. Sie werden herausgefiltert und was dann damit geschieht erzählt der folgende Link:
DER SPIEGEL 29/2013 - Gefährliche Altlast
Worauf ich mit meinem vormaligen Beitrag eigentlich hinaus wollte ist, dass die Produktion von Möbeln aus Spanplatte, wie sie in allseits bekannten Möbelhäusern auftauchen, dazu gedacht sind weggeworfen zu werden um damit einen bleibenden Bedarf an Möbeln zu erhalten. Wenn man zeitloss haltbare Möbel in Masse produziert wäre der Markt zu schnell gesättigt.
Der ganze Beitrag lässt mich irgendwie an so ein altes rotes Büchlein denken, Macht den Arbeitern ....... und die Firmen lassen dann noch Arbeiterkolonnen aus dem Osten aufmarschieren um auch den letzten teuren deutschen Handwerker aus der Arbeit zu befördern.
Wenn diese Themen die ich hier beschreibe und nur den Interessen von anderen Tischlerkollegen dienen in „alten roten Büchlein“ zu finden sind, dann sollte man sich Gedanken machen ob die nicht Aktueller sind denn je.
Ich habe hier in den letzten Interessanten Diskussionen von dem Lohnniveau in Ostdeutschland gelesen. Es ist ein Unding was dort für Löhne gezahlt werden. Mit einfachem „Arsch hoch kriegen“ ist dem nicht gedient. Wenn ich von einer Tischlerei zur nächsten gehe und immer nur schlechte Lohnangebote bekomme werde ich das auch mit Leistung nicht ausbügeln können. Ich habe in Hamburg Tischler getroffen, die aus den neuen Bundesländern kamen und angefangen haben zu studieren um diesem Elend zu entgehen. Was mir geschildert wurde war unfassbar. Das dort Meister weniger verdienen als schlecht bezahlte Gesellen hier....! Aber auch bei uns im Westerwald gibt es schon mal solche Ausreißer. Ein Freund von mir hat nach seiner Lehre von seinem Chef ein Übernahmeangebot bekommen mit dem Stundensatz von sage und schreibe 5 Euro pro Stunde.
Da zeigt sich, dass die Arbeit gebraucht wird aber der Chef nur seine Gewinninteressen hat. Wie der Kollege klarkommt mit seinem leben und sich keine Zukunft oder Sicherheiten aufbauen kann Interessiert ihn hingegen gar nicht.