Möbelbauer / Furniture Maker als Berufung (Interview, engl.)

Neige

ww-robinie
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@Bello:
da hab ich aber schon was schlucken müssen, wie der Mitarbeiter an der Besäumstanze hantiert....
 

Sägenbremser

ww-robinie
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Sigi, da gibt es nichts trocken zu schlucken bei,
wenn der Kollege seine Hände unter den Druck-
balken schiebt, ist das grosse Sägeblatt sicher in
der Untertischparkstation der Besäumkreissäge.

Die Besäumkante muss ja schon irgendwie raus
und so modern ist der gezeigte Betrieb nun auch
nicht aufgerüstet, das es dafür eine Einrichtung
für geben würde. Das Gezeigte ist in etwa guter
Standart für einen Manufakturbetrieb der 90er.
Ab der Polsterabteilung wird es auch sehr schön
anzusehen, aber wer glaubt das in der Form ein
moderner Kleinserien/Einzelteilhersteller noch eine
marktgerechte Fertigung fahren könnte, dem seien
mal Bilder aus Tiroler Holzmanufakturen ans Herz
gelegt, die könne das richtig gut und auch schnell.

Gruss Harald
 

sif220

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Schönen guten Abend,
Danke für den Link - den Film habe ich mir sehr gerne angeschaut. Die dort hergestellten Möbel machen einen qualitativ sehr hochwertigen Eindruck. Harald hat ja noch angemerkt, dass - selbst "das" - nicht mehr State of the Art sei. Heute sieht eine "marktgerechte Fertigung" noch anders / technischer (?) aus.

Ich bin nicht vom Fach, daher gestattet mir bitte die Nachfrage:
Welche - handwerklichen - Fähigkeiten braucht ein Schreiner dann heute eigentlich noch?

Ist das jemand, der gelernt hat, eine Maschine zu programmieren, um ihr dann Holz in eine Öffnung zu stecken, damit am anderen Ende ein fertig und 100 % perfekt gefertigtes Teil rauskommt? Wo ist da der Unterschied zu den Menschen, die z. B. in Wolfsburg am Fließband stehen und die große Schraube 2 Umdrehungen nach rechts drehen, welche im Armaturenbrett die Verkleidung für die untere Luftaustrittsöffnung hält? Ist es das, weshalb ein Schreiner heute diesen Beruf erlernen soll? Ist es das Ziel, möglichst viel, möglichst gleich und möglichst kosteneffizient zu fertigen, damit der Gewinn vom chinesischen Anteilseigner maximiert wird, nur, um im nächsten Jahr zu hören, dass es dieses Jahr (wieder) noch schneller, noch größer und noch biller gehen muß?

Nein. Da bin ich lieber der Meister Eder Schreiner.

Herzliche Grüße

Tom
 

uli2003

ww-robinie
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Ich bin nicht vom Fach, daher gestattet mir bitte die Nachfrage:
Welche - handwerklichen - Fähigkeiten braucht ein Schreiner dann heute eigentlich noch?

Das lässt sich einfach beantworten: Das hängt vom jeweiligen Betrieb ab, und kann vom Aufmaß über die Stückliste bis zur Fertigung, aber auch nur das tagelange Beschicken von CNC-Maschinen mit Material reichen.

Beim kleinen Allrounder ist handwerkliches Können, Improvisationstalent und Ideenreichtum gefragt, beim Serienmöbelhersteller ist es (fast) wie am Fließband.

Ich habe schon sehr viele Betriebe gesehen, und der Glaube, dass fast alle Tischlereien mit neuester CNC-Technik ausgestattet sind, ist absoluter Quatsch.
Man glaubt gar nicht, wie viele Betriebe noch (zu Recht!) mit älterer Ausstattung schaffen, und dabei sehr gute Ergebnisse abliefern.
Was nun lukrativer ist, ist sehr unterschiedlich. Wenn ich mir die Insolvenzen namhafter großer Hersteller in meiner näheren Umgebung anschaue, ist die moderne Serie auch nicht nur das gelbe vom Ei :emoji_slight_smile:

Grüße
Uli
 

stefan w.

ww-eiche
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Ich denke mal eine gewisse "Romantik" wird man eher in seiner Heim oder Hobbywerkstatt erleben dürfen.
Die Kunden wollen schnell und preiswert,da bleibt oft nur CNC oder Horatec (Ikea für Schreiner:emoji_slight_smile:)

Schade das in letzter Zeit, in vielen Threads der Ton so scharf ist.
Ich persönlich bin oft froh, wenn Leute sich hinstellen ,Videos drehen und ich wieder etwas dazu lernen kann.
 

MysteriumHolz

ww-robinie
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Ich frag mich, ob es in 100 Jahren dann eine modernere Nostalgie gibt aber nach demselben Prinzip. Ich stell es mir fast so vor:
"Oh wie romantisch, die haben mit diesen verrückten CNC-Maschinen gearbeitet. Fast wie in der Steinzeit! Stell Dir nur vor, wie lange das gedauert haben muss, die Dinger einzurichten und wie unglaublich gefährlich die waren! Fräser, die sich abnutzen und die man immer wieder neu kaufen muss und die immer nur eine Form hatten, die also nicht einfach so die Form annahmen, an die man gerade gedacht hat! Das müssen verrückte und wilde Zeiten gewesen sein! Und das waren noch echte Handwerker, diese CNC-Fräs-Schreiner, die mussten ihre Maschinen noch beherrschen!"
 

Mitglied 59145

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Hallo,

bei uns werden nur Einzelstücke gefertigt, alles Massiv!
Ganz selten mal eine Rückwand aus Platte....

Trotzdem habe ich hohe Achtung vor der Plattenverarbeitung iin vielen Tischlereien, es wird oft so getan als wäre die Produktion von Einbaumöbeln etc. zu marktgerechten Preisen was für Idioten wäre. Ich würde da doch recht deutlich scheitern obwohl ich mich schon für ziemlich fähig halte:cool:.

Tischlerbetriebe lukrativ zu betreiben bedarf heute schon einer gewissen Spezialisierung und wenn es die ist alles in der Umgebung zu machen!

Als weiteren Denkanstoss um das Thema "Zeitepochen" mal in den Fokus zu stellen:

In Freiburg gibt es ein Gebäude direkt ggü dem Bahnhof, ein 70er Jahre Bau der Deutschen Bank(?), jetz wird überlegt dieses unter Denkmalschutz zu stellen!!
ICh habe ja viel mit hist. Gebäuden und Sanierungen zu tun und trotzdem denke ich auch Gebäude aus dieser doch eher schrecklichen Bauepoche sind "erhaltenswert"!!

Es ist halt ein Zeitraum, sehen wir mal was bleibt und wo es uns hinführt!

ICh hatte letztes Jahr eine Auslieferung eines wirklich schönen Möbels, beim Gespräch in unserer Ausstellung mit dem Kunden wurden auch immer wieder solche Worte wie "Nachhaltigkeit" und "echtes Handwerk" gebraucht.

Als ich dann vor dem in Styropor verpackten Gebäude mit blau lackiertem Ziegeldach stand war ich doch schon etwas enttäuscht!!

Das Tschlerhandwerk braucht halt AUCH diese Spezialisierung in Form von Leuten die den ganzen Tag eine Maschine "füttern"!
Und es suchen sich nicht alle Menschen ihren Job aus Berufung, ein grosser Teil will halt einfach sein Auskommen haben!!
Das ist natürlich ein grosser Unterschied zu dem Hobbyisten, der aus Spass an der Freude und mit einer Menge Ideal an die Sache rangeht!

Bitte nicht falsch auffassen, aber mmer beide Seiten betrachten!
Viele Leute machen ihre Ausbildung um später ein Auskommen zu haben und mir fallen bestimmt eine Menge Sachen ein die verwerflicher sind als Möbel aus Platte zu bauen!:emoji_wink:

Gruss
Ben
 

predatorklein

ww-robinie
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Moin

bei uns werden nur Einzelstücke gefertigt, alles Massiv!

" Spezialisierung " heisst das Zauberwort :emoji_wink:
Damit kommst du heute mit Sicherheit deutlich besser weg.
Wir machen heute auch nicht mehr auf Teufel komm raus " alles " , wir haben deutlich weniger Streß , mehr freie Zeit , ( leider ) auch nicht mehr Geld , aber dieses mit deutlich weniger Kopfschmerzen verdient.

Tischlerbetriebe lukrativ zu betreiben bedarf heute schon einer gewissen Spezialisierung und wenn es die ist alles in der Umgebung zu machen!

Um " alles " zu machen in einer Schreinerei braucht man schon von der technischen Seite her einiges an Equipment.
Und vom Personal her brauchst du fähige Leute.
Wobei die " Alleskönner " unter den Schreinern auch recht selten sind , was kein Wunder ist bei den verschiedenen Aufgabengebieten.
Und die Jungs ( oder Mädels ) sind auch sehr gesucht .

Und es suchen sich nicht alle Menschen ihren Job aus Berufung, ein grosser Teil will halt einfach sein Auskommen haben!!

Das dürfte wohl für viele gelten , denen bleibt aus dem ein oder anderen Grund auch gar nicht so viel Auswahlmöglichkeit.
Die müßen teilweise einfach nehmen was es gibt.
Oder werden von Ämtern ( mehr oder weniger ) dazu gezwungen.

Das ist natürlich ein grosser Unterschied zu dem Hobbyisten, der aus Spass an der Freude und mit einer Menge Ideal an die Sache rangeht!

Auch korrekt , die suchen sich eben als Ausgleich zu ihrem Beruf zu dem sie sich nicht so ganz berufen fühlen etwas was ihnen in ihrer Freizeit Spaß macht.

Das immer noch in den Köpfen der Leute herumgeisternde Bild vom Schreiner der sich selbst in seinem Beruf verwirklichen kann dürfte mit der Realität nicht mehr allzu viel gemein haben.
Und wer diesen Beruf erlernt weil er auch diesen Traum von der beruflichen " Selbstverwirklichung " träumt hat sich im Vorfeld imo auch nicht gut genug informiert.
Das schaffen nämlich wirklich die wenigsten.

In unseren " Traumberuf " sieht es heute eher so aus , daß dir die nette Dame vom Arbeitsamt erzählt , daß du nach 45 Jahren Arbeit als angestellter Schreinergeselle unter die Altersarmutgrenze fallen wirst :emoji_frowning2:

Dazu kommt , daß unser Ausbildungssystem imo dringend überarbeitet werden sollte , heute wird einfach seitens der Behörden " Hinz und Kunz " in eine Ausbildung gesteckt die teilweise mit Riesensummen subventioniert wird obwohl der Arbeitssuchende mit dem Beruf kaum was anfangen kann.
Geschweige denn daß er den nötigen Anforderungen an den jeweiligen Beruf gerecht wird.

Der Schuß kann auf Dauer auch nur nach hinten losgehen.

Gruß
 

Sägenbremser

ww-robinie
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Guten Abend Tom

Dein Statement zur Meister- Eder- Bude kann ich
gut nachvollziehen und die maschinentechnische
Ausrichtung einiger Hobbytischler wundert mich in
der Form auch immer wieder. Das wird in der Form
aber fast in allen Hobbybereichen so gefrönt werden.

Wer heute noch an Mopeds/Autos selber schraubt, wird
von den anderen Foristen schon fast bemitleidet wenn da
keine Hebebühne in der Werkstatt als Arbeithilfe steht. Da
haben sich mit wachsendem Einkommen/ Vermögenslage
die Vorstellungen schon sehr verschoben.

Zu der Holzmanufaktur in Belgien sei mal gesagt, die fertigen
schon auf gutem Niveau, aber ob das auch heute noch so in
der Form gehandhabt wird, glaube ich eher nicht. Sag mal,
kannst du dir vorstellen bei mehreren Dutzend Stühlen die
Zapfen/Dübelverbindungen und Ausformung der Einzelteile
in Handarbeit zu erstellen? Das wäre auch recht öde, dazu gibt
es genügend Hilfsmittel/Vorrichtungen und die müssen in dieser
Form erst einmal erdacht, gemacht und angewendet werden. Das
ist eine der Aufgaben eines Tischlers in dieser Betriebsform. Wer die
Holzteile danach bearbeitet ist ein anderes Thema der Arbeitsteilung.

Habe nach deiner letzten, etwas schroffen Aussagen zum Berufsbild
des Tischlers, deinen Blog einmal angeschaut, sehr schön gemacht und
die Liebe zur Holzverarbeitung ist auch deutlich spürbar finde ich. Wäre
schon zufrieden wenn sich einige junge Tischlerlehrlinge vor der Wahl des
Berufes einmal in eurem Bereich umschauen würden um einmal sehen zu
können welche Gedanken sich Freizeittischler um den werkstoffgerechten
Umgang mit der Materie machen. Aber mit der im Handwerk heute üblichen
Ausführung, unter dem Wettbewerbsdruck einer vom Handel vorgegebenen
Preisgestaltung hat das ja nun sehr wenig zu tun. Denke das auch in deinem
angegebenen Beruf, heute einige Mittel der Automation verwendet werden,
nur habe ich da leider immer noch bei der Gebührenordnung den Eindruck,
als würde jedes Schriftstück vom Advokat selber in die Schreibmaschine getippt.

Bin immer noch etwas erstaunt, welche recht negativen Äusserungen zu
meinem Beruf gerade hier von Leuten geäussert worden sind, von denen
ich das so nicht erwartet hatte. Da aber alle sich mit der Holzbearbeitung
nach Feierabend beschäftigen und auch durchaus nachvollziehbare Zweifel
an der heutigen Form angemeldet haben, bringt mich das schon zum Grübeln.

Wäre jetzt die Frage welche Form ihr vor der eigenen Tätigkeit mit Holz
erfahren habt, ob als Kunde, oder in deinem Fall als juristischer Vertreter
einer Erwartungshaltung eines Klienten, der zu solchen harten Ansichten
geführt haben mag.

Mach mich doch mal ein bisschen Schlau zu dem Thema
Lieber Gruss Harald
 

sif220

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Schönen guten Morgen Harald,

uff - da hast Du mich ganz schön ins Grübeln gebracht, so früh am morgen. Ich habe mir gleich noch einmal meinen letzten Beitrag von vor ein paar Tagen durchgelesen. Ich finde da nichts, wo ich die modernen Schreiner hart angegangen wäre. Im Gegenteil. Aber um diese Diskussion gehts (mir) gar nicht. Ich denke sogar, dass wir da völlig beisammen sind.

Mein Meister Eder Bild ist doch ein (hobbymäßig) verklärtes Bild. Das das mit der harten Wirklichkeit in einer modernen Schreinerei nicht mehr sehr viel zu tun hat ist mir völlig bewußt - und das habe ich auch geschrieben. Die Frage aber ist doch - und um die ging es hier bei der Diskussion um "Berufung Möbelbauer" - ob bzw. wie eine solche Berufung umgesetzt werden kann. Ich habe dann noch meine ganz persönliche und hobbymäßige Wertung dazu gegeben. Das muß jetzt aber, übertragen auf eine gewerbsmäßige Tätigkeit, nicht zwingend deckungsgleich sein.

Aus meiner Warte heraus ist mit eine der Herausforderungen einer Schreinerei, so zu produzieren, dass die Produkte vom "Markt" - dauerhaft - gekauft werden. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben. Heute wird das in einer modernen Schreinerei anders umgesetzt, als in einer Schreinerei von vor 100, 200 Jahren. Im Hobbybereich kann ich mir den Luxus leisten, so zu arbeiten, wie ich will; ohne mich irgendwelchen Zwängen hingeben zu müssen, die da vorrangig Kostendruck heißen.

Eine ganz andere Frage aber ist es, ob ich es "gut" finde, wohin sich moderne Schreinereien entwickeln:
- immer mehr Computer, Roboter => wird der Schreiner als Mensch bald überflüssig?
- weniger klassische Handwerkstechnik => geht über Jahrhunderte entwickeltes Wissen nachhaltig verloren? Ein Beispiel aus einem anderem Gewerk: suche mal jemanden, der dir heute noch qualitativ hochertige Stuckarbeiten machen mann; das ist extrem schwierig bis hin zu unmöglich.
- verkommt der Schreiner von heute zum bloßen Bediener und Programmierer in der Werkstatt?

Es mag ja sein, dass der Zug in diese Richtung fährt. Gut muß ich's aber nicht finden. Und ich habe gedacht, dass ich nicht der Einzigste wäre, der so denkt. Als ich über die Messe in Nürnberg letztes Jahr geschlendert bin, habe ich mir an einigen Ständen nur noch gedacht. Mann, da ist jetzt bald nicht mehr viel Unterschied zu einer Maschinenhalle bei einem Autobauer. Und wo geht die Diskussion dort hin? Da werden Vergleiche aufgestellt im Sinne von "Ein Roboter kostet in der Stunde 6 €; der Mindestlohn beträgt 8,5 €". Na Danke auch.

Von daher möchte ich gerne dabei bleiben: In meinem Umfeld möchte ich versuchen, dass der Mensch weiterhin im Vordergrund steht und nicht die Maschine. Ich möchte versuchen zu vermitteln, dass es nicht immer nur darum geht, etwas billigst herzustellen sondern dass es sich auch (wieder) lohnen kann, auf etwas zu sparen. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit. Das mag man jetzt verklärtes Hobby Bild nennen. Ich nenne es meinen Beitrag zur Wertediskussion.

Herzliche Grüße

Tom
 

Haui57

ww-esche
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So, nun will ich auch mal meinen Senf dazu geben.
Um als "Meister Eder" über die Runden zu kommen, muss man sich wohl schon einen Ruf als Künstler erarbeitet haben. Sonst kommt man da wohl kaum über die Runden.
Ein befreundeter Künstler aus dem Nachbardorf macht seine Preise am Einkommen des Kunden fest. Er verlangt (und bekommt es wohl auch) für seine Objekte ein Monatsgehalt des Kunden. Nach der Devise: Wer viel verdient, kann auch viel zahlen.
Klar, seine "Kunstwerke" sind zum Teil bei weitem nicht so aufwändig wie ein Stubenschrank oder eine Sitzecke, aber wenn der Ruf stimmt, kann man schon stolze Preise nehmen. Entsprechendes Klientel vorausgesetzt.
In der heutigen Zeit ist es leider so, dass man immer mehr in immer kürzerer Zeit produzieren muss, um sein Einkommen zu haben. Und wenn man dieses Ziel nur mit dem Einsatz von Maschinen erreicht, kann ich dies keinem verdenken.
Schön wäre es, wenn man neben dem Einsatz von Maschinen auch noch die Möglichkeit hat, altes Brauchtum zu erhalten. Für mich schließt das Eine das Andere nicht aus.
Geld verdienen mit Maschinen, handwerkliches Geschick für besondere (zahlungskräftige) Kunden.
Ein Spagat, der sicherlich nicht einfach ist.
Und wenn dann die Leute, die dieses Fachwissen noch haben, dieses hier mit uns teilen, dann bin ich dafür noch einmal besonders dankbar.

Lieben Gruß und eine tolle Woche

Haui
 

sif220

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Hallo Haui,

ein interessanter Ansatz von Deinem Freund.

Nur, dass das nicht falsch verstanden wird: Ich bin keiner, der in Gänze gegen Maschinen ist - im Gegenteil. Die haben absolut ihre Berechtigung und das ist auch gut so.

Ein Punkt der mir aber - nicht nur beim Thema Schreinerei - gegen den Strich geht ist, dass wir uns sukkzessive immer mehr in Abhängigkeiten bewegen / gedrängt werden, das dann nach Jahren des Einlullens als gegeben hinnehmen, nur, um uns dann wieder ein paar Jahre später (berechtigt) darüber zu beschweren, dass wir so wenig verdienen, die Leute ausgestellt werden und die Arbeiten von billigeren Arbeitern sonstwo in der Welt erledigt werden.

Den Kampf gegen einen Computer, Roboter oder sonstwas für ein Zeug werden wir NIE gewinnen können. Irgendwo auf der Welt steht immer einer morgens auf, der das, was Du gerade macht, bereit ist, billiger zu machen. Weil die Vorzeichen bei ihm anders sind; z. B. Armut, Not. Ich finde es FURCHTBAR, wenn junge Menschen einen Beruf deswegen nicht mehr erlernen, weil sie heute schon wissen, dass sie morgen nicht mehr ihr Auskommen haben werden. Wie oft haben wir hier schon die Diskussion gehabt, wieviel ein Geselle oder sogar ein Meister verdient? Wie oft war das Ergebnis, dass derjenige, der sich für den Weg des Schreiners entscheidet, ein hohes Maß an Enthaltsamkeit haben muß, um durchzuhalten?

Und noch ein Aspekt von den vielen Maschinenen. Die Teile kosten ein Vermögen. Das wird dann finanziert. Die Bank verdient ihren Teil und dann, wenn die Maschine endlich abbezahlt ist (mit ein wenig Pech sogar noch vorher...), geht das programmierbare Teil an der tollen Maschine kaputt, alles steht still und der theoretische Kostenvorteil ist über Monate dahin. Dann heißt es wieder: noch mehr Überstunden, um die Reparaturkosten reinzubekommen. Wir werden hier zu Getriebenen. Der Technik, der Bank von wem auch immer. Wollen wir das wirklich so?

Ich fände es schön und versuche, meinen Beitrag dazu zu leisten, dass nicht immer nur "Geiz geil ist" sondern auch mal "Schön, gut und nachhaltig toll sein können".

Herzliche Grüße

Tom
 

Haui57

ww-esche
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Hy Tom,
denke mal, ich habe dich schon nicht falsch verstanden.
Ich persönlich habe auch nichts gegen Maschinen, sofern sie die Arbeit erleichern und den Handwerker nicht überflüssig machen. Maschinen, wo ich vorn etwas reinschiebe und hinten ein fertiges Produkt erhalte, brauche ich auch nicht.

Ganz gruselig finde ich es auch in der Landwirtschaft. Dort konnte man früher (oh Gott, wie sich das anhört) auch ohne Abi sein Auskommen finden.
Bei den Maschinen heutzutage kommt man sich fast so vor wie im Cockpit eines Flugzeuges.
Mal ganz abgesehen davon, dass die Straßen für derartige Maschinen teilweise schon fast nicht mehr geeignet sind.
Geiz ist geil ist auch nicht so mein Ding. Aber Qualität und Preis sollten schon in einem vernünftigen Verhältnis stehen und da hat jeder sicherlich seine eigene Sichtweise.
 

Besserwisser

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Maschinen, wo ich vorn etwas reinschiebe und hinten ein fertiges Produkt erhalte, brauche ich auch nicht.

Die gibt es auch nicht. Jedenfalls nicht in unserer Branche. Ohne Verständnis fürs Material nutzt auch die tollste CNC nix.
Und Maschinen und Anlagen, die problemlos und genau so einfach laufen, wie man sich das vorher vorgestellt hat, harren auch noch ihrer Erfindung.
Da ist auch der Kern der Sache mit beschrieben: Es ist nir so simpel und schlicht, wie man das von aussen denkt. Wir sind Handwerker und fertigen handwerklich in Einzelstücken oder Kleinserien. Nicht Industrie, wo nach Einarbeitung eine Anlage wirklich läuft und "nur" noch von der Instandhaltung betreut wird.
 

MysteriumHolz

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Meine laienhafte Vorstellung von Schreinern, die CNC-Maschinen bedienen, ist ehrlich gesagt so, dass ich die Bedienung / Einrichtung dieser Maschinen als richtige Arbeit ansehe. Mehr noch, als qualifizierte Arbeit bzw. Arbeit, die qualifiziertes Personal voraussetzt. Ob sich das in zwanzig Jahren anders darstellt, weil der Computer das Gehirn sein wird... wir werden es dann ja sehen.

Der Vergleich mit der Arbeit vor 200 Jahren, als es keine Holzwerkstoffe (im Sinne von Spanplatte, MDF etc.) gab, als man praktisch alles mit Handwerkzeug herstellen musste, der stellt sich für mich irgendwie nicht: Es ist, wie es ist...
 

Holz-Christian

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Meine laienhafte Vorstellung von Schreinern, die CNC-Maschinen bedienen, ist ehrlich gesagt so, dass ich die Bedienung / Einrichtung dieser Maschinen als richtige Arbeit ansehe. Mehr noch, als qualifizierte Arbeit bzw. Arbeit, die qualifiziertes Personal voraussetzt. Ob sich das in zwanzig Jahren anders darstellt, weil der Computer das Gehirn sein wird... wir werden es dann ja sehen.

Der Vergleich mit der Arbeit vor 200 Jahren, als es keine Holzwerkstoffe (im Sinne von Spanplatte, MDF etc.) gab, als man praktisch alles mit Handwerkzeug herstellen musste, der stellt sich für mich irgendwie nicht: Es ist, wie es ist...

Richtig!

Jedenfalls bin ich wenn ich wieder einen ganzen Tag an der CNC zugebracht habe wesentlich ausgelaugter als wenn ich den ganzen Tag Zinken hergestellt hätte.
Da muss man voll bei der Sache sein, da schon ein kleiner Fehler teure Schäden an Maschine oder Werkstück verursachen kann.
Mit Handwerkzeug etwas zusammenzinken tu ich trotzdem gerne, allerdings in der Freizeit als Entspannung.

Gruss Christian.
 

Berni62

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Bin immer noch etwas erstaunt, welche recht negativen Äusserungen zu
meinem Beruf gerade hier von Leuten geäussert worden sind, von denen
ich das so nicht erwartet hatte. Da aber alle sich mit der Holzbearbeitung
nach Feierabend beschäftigen und auch durchaus nachvollziehbare Zweifel
an der heutigen Form angemeldet haben, bringt mich das schon zum Grübeln.

Hallo Harald,

Ich kenne richtig moderne Holzbetriebe nicht und kann mir von daher kein Urteil erlauben.
Was mich jetzt interessiert, wie siehst Du das als Profi? Du scheinst schon einige "Epochen" mitgemacht zu haben.
Welche würdest Du bevorzugen und aus welchem Grund? Wie arbeitest Du zu Hause? Hast Du eine F 45 oder eher eine Erika (also die Säge...:emoji_wink:)

Ich bevorzuge die Handarbeit, muss allerdings auch keinen Kunden zufriedenstellen.

Schöne Grüße
Bernhard
 

Sägenbremser

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Guten Abend Bernhard

Bleib bei der Handarbeit Bernhard, das macht wirklich
noch viel mehr Spass als das Display der Elmo III dir
jemals bereiten könnte.

Zuhause arbeite ich mit einer ganz alten Luremkombi,
echtes Eisenschwein aus Nordfrankreich. Meine Liebste
heißt aber nicht Erika, noch Monika, ihr Name ist Petra.

Gute Nacht, Harald
 
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