Mich würde interessieren wie das ein ganz junger Tischlermeister mit Mitte 20 sieht der grad einen finanziell gut gestellten Betrieb (von seinen Eltern) übernommen hat und der gerne in eine neue FKS investieren möchte...
Ich konnte zwar keinen finanziell gut gestellten Betrieb von meinen Eltern übernehmen, der Rest trifft aber ungefähr zu.
Selbst würde ich mich als offen für neue Technik und Innovation beschreiben. Ich bin grundsätzlich ein Fan von digitalen Arbeitserleichterungen, wenn ich die notwendigen Mittel hätte, stünden sicherlich auch mehr entsprechende Maschinen bei mir. Fast alle meine (alten) Maschinen haben mindestens elektrische Verstellmöglichkeiten und die meisten digitale Anzeigen. Meine FKS hat Digitale Höhenanzeige, Schwenkung, Parallelanschlag, Längenanschlag und Winkelanschlag. Keines davon möchte ich mehr missen...
Ich kaufe zwar aus gegebenen Umständen im Normalfall Gebrauchtmaschinen (die Hebrock war da eine Ausnahme weil es absolut Sinn macht da in eine "Neue" zu investieren), aber man kann auch bei Gebrauchten auf gewisse Mindeststandards achten. Zumal sich elektrische Verstellmöglichkeiten an Standardmaschinen (Kreissäge, Tischfräse, Hobel) schon seit vielen Jahrzehnten etabliert haben, ohne macht einfach keinen Sinn mehr im gewerblichen Umfeld.
Soweit dazu, ich habe mich aber im Laufe der letzten paar Jahre auch bei meinem früheren Arbeitgeber schon mit Maschinen(Neu-)kauf befasst. Zuletzt wurde da eine neue F45 mit "allem" beschafft, das war 2020. Diese Beschaffung war auch ein Hauptthema meiner Diplomarbeit in der Weiterbildung. Und eines hat sich für mich dabei schon herauskristallisiert. WENN ich eine Neumaschine investieren, dann soll das auch der Stand der Technik sein. Seien das nun 30, 40 oder 80k, es muss dann einfach mit den heute üblichen, nützlichen und arbeitserleichternden Funktionen ausgestattet sein! Nicht übertrieben, aber ganz sicher auch keine Dinge die seit 25 Jahren Standard sind weglassen. Eine neue Kreissäge muss mindestens Digitalanzeigen an den Achsen und am Parallelanschlag haben, Schwenkung und Höhe mindestens elektrisch, digitaler Quer- und Winkelanschlag ist auch hilfreich. Auch integrierte Rechner für Winkel oder Nutfunktionen werden von Mitarbeitern genutzt, sofern vorhanden. Das habe ich damals (bei Beschaffung der F45) deutlich feststellen können. Wir hatten da vorher eine alte italienische Säge "ohne alles", also komplett manuell ohne Digital, einfach gar nichts, nicht mal eine Bremse. Trotzdem haben sich die Mitarbeiter (auch die älteren) innert kürzester Zeit an die F45 gewöhnt und sämtliche Funktionen wurden rege genutzt, inkl. der Sonderfunktionen. Auch die Sägeblattverwaltung etc. stiess rasch auf Anklang als alle die Vorteile erkannt hatten. Ein Quantensprung an Technik, der vom 1.Lehrjahr-Stift bis hin zum Ältesten voll angenommen und geschätzt wird.
Kann man so eine ganz moderne Maschine überhaupt noch manuell bedienen?
Es gibt seit Mitte 80er Maschinen die sich nur elektrisch verfahren lassen, keine Handräder. Das ist an einer Kreissäge auch absolut zuverlässig und funktioniert. Heikler sind halt Positioniersteuerungen, da muss man sich eben umhören was zuverlässig ist und was nicht, das kann sehr herstellerspezifisch sein. Aber ich denke bei Martin oder Altendorf gibt es da kaum schlechte Erfahrungen, auch mit 20 jährigen Maschinen. Und wenn eine Elmo von 2001 heute noch Tiptop geht, kann man davon ausgehen dass die von 2023 in zwanzig Jahren ebenfalls noch geht. Die Elektronik ist eher besser geworden, bzw. es gibt auch mehr Leute die sich damit auskennen, als noch vor zwanzig Jahren. Es kommt natürlich auf den Hersteller an, gibt da auch solche die sich regelmässig profilieren mit irreparablem Steuerungsschäden, wie sie sonst fast nirgends vorkommen. ( Welchen ich meine sage ich besser nicht
).
Es muss halt eine gewisse Langlebigkeit voraussichtlich sein. Die ist bei Martin zwar absolut vorhanden was das technische angeht. Mit dem Ipad und den App-Updates bindet man sich aber eine "Unsicherheit" ans Bein. Wenns in 10 Jahren das I-Pad in seiner heutigen Form nicht mehr gibt sind die ganzen teuren Funktionen nutzlos. Da müsste eine gewisse "Garantie" her. Oder man (also Martin) müsste bereits heute wenigstens Ideen haben, wie das weitergeht wenn's mal keine Ipads oder Updates mehr geben sollte, z.B. mit einem alternativen Produkt. Denn Martin bewirbt seine Maschinen ausdrücklich mit jahrzehntelanger Präzision, da gehört die Steuerung auch dazu... Den 1.6t schweren Maschinenbau allerfeinster Güte einer T75 (oder jetzt neu T77) dann von einem "Taschencomputer" eines Grossherstellers abhängig zu machen, finde ich persönlich sehr gewagt. Ich bin mir nicht sicher ob ich die Maschine in ihrer jetzigen Form zum aktuellen Zeitpunkt beschaffen würde, selbst wenn ich frei wählen könnte. Es ist mit Abstand die beste und präziseste Formatkreissäge der Welt, jeder anderen um einiges Voraus, aber die Steuerung stellt all diese überzeugenden Details etwas in den Hintergrund. Das ist äusserst schade!