Ohh hätte ich doch diesen Thread früher entdeckt, um mich noch vor dem unseligen Kauf von Eierkartons einmischen zu können!
Eierkartons sind ein poröser Absorber, der folglich bei 1/4 der Wellenlänge wirkt. Nehmen wir mal großzügig eine Dicke (der Pappe) von 3mm an, dann wäre die Wellenlänge auf die er wirkt also 12mm. Bei einer angenommenen Schallaufzeit von 330m/s entspricht das einer Frequenz von 330000 / 12 = 27500Hz, wo der Absorber wirksam ist - der Hund und die Fledermäuse hören also einen deutlichen Unterschied. Das menschliche Gehör geht (als Baby) bis 20kHz und wird von da an kontinuierlich schlechter.
Dass man überhaupt einen Unterschied hört, liegt an der Pyramidenform, die dem Schall bei bestimmten Einfallswinkeln eine deutlich größere Dicke der Pappe entgegenstellt; leider sind davon nur sehr wenige der Wellen betroffen.
Der Grund, warum etliche Übungsräume mit Eierkartons an den Wänden bestückt sind, ist einzig und allein, daß das Zeug so ähnlich aussieht wie der im Akustikbau verwendete Pyramidenschaum, und Laien deshalb denken, daß das eine Wirkung haben müsse.
Hat es auch, nämlich ein perfekter Nährboden zur Aufzucht diverser Schimmelkulturen.
Aus meiner Aussage über poröse Absorber geht leider auch hervor, daß je tieffrequenter der zu beeinflussende Schall, desto monströser/dicker müssen die Absorber sein! Um die tiefste Saite eines E-Basses (34Hz) weg zu absorbieren, bräuchte man z.B. 2.5m dicken Schaumstoff - in der Praxis meist nicht machbar.
Daher greift man beim Bau von Tonstudios meist auf andere Konzepte zurück; die (für die Dämmung nach außen sehr wirksame) Raum-in-Raum Bauweise wurde ja bereits erwähnt.
Ein anderes Konzept ist der Einsatz von diversen Resonatoren, z.B. Plattenschwingern und Schlitzabsorbern für den Mitten- und Tiefmittenbereich, sowie Helmholtzresonatoren für den Bassbereich.
Allerdings haben diese Akustikbauteile im Kontext des Threadstellers zwei Nachteile:
Erstens verhindern Sie nur die Bildung von Resonanzen, nicht aber den Austritt des Direktschalls in die Umgebung. Zweitens müssen sie (besonders die Helmhöltzer) sehr genau berechnet und gebaut, und auch noch an der richtigen Stelle aufgestellt werden. Daher lassen sich professionelle Firmen (wie z.B. MB-Akustik) dieses Know-How Einiges kosten.
Eine weitere Schallschutzmaßnahme ist das Anbringen von Glaswolle/Steinwolle mit einem geeigneten Strömungswiederstand. Die "Sonorock" Reihe der Firma Rockwool ist ein geeigneter Baustoff, der auch bei einigen Baumärkten im Sortiment ist. Da dies wiederum ein poröser Absorber ist, muß es in der Dicke großzügig verwendet werden; meist baut man eine Art Rahmen , den man mit der Steinwolle füllt, und dann in eine Dampfsperre einpackt. Bequeme Leute nehmen statt des selbstgebauten Rahmens gern einfach Billy-Regale von Ikea (einfach mal Billy-Absorber googeln).
Noch ein paar Tips zum Abschluss:
- Die größte Wirkung mit porösen Absorbern hat man in den Raumecken und Raumkanten, da hier der Schall eine Überhöhung um 9db resp. 6db erfährt.
- Die (ebenfalls pyramidenförmigen) Schaumstoffeinlagen aus euren Werkzeugköffern funktionieren nicht zur Schalldämmung; der im Akustikbau verwendete Pyramidenschaumstoff ist ein spezielles Material mit einem ganz spezifischen Strömungswiderstand.
- Bei der Raum-in-Raum Bauweise eignet sich Gummi nicht. Die Dämpfung von Gummimatten liegt sehr tief bzw. unterhalb der Hörgrenze. stattdessen stellt man den "inneren" Raum auf Metallspitzen, um die Berührungspunkte zu minimieren.
So weit, so gut - hoffe, geholfen zu haben und wünsche nun viel Spaß beim Tüfteln
Liebe Grüße,
FLiszt
P.S. Ja, in meinen ersten Übungsräumen vor 35 Jahren schimmelten auch Eierkartons an den Wänden, und wir dachten, das brächte was...