Tischlerlehre ohne Abi?

Fröhlich_

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Liebe Holzexperten,

mein Sohn geht in die siebte Klasse einer Gesamtschule. Im April steht wieder der Boy's Day an und wir waren gestern in einer Tischlerei, damit er sich dort für einen eintägigen Praktikumsplatz bewerben konnte. Dabei erwähnte die Chefin nebenbei, dass sie in den letzten Jahren immer nur Abiturienten als Lehrlinge eingestellt haben. Mein Sohn möchte unbedingt später Tischler werden. Er werkelt schon jetzt selbständig im Werkzeugkeller an seiner Hobelbank und baut kleine Möbelstücke. Nun hat er Angst, keine Tischlerlehre machen zu können. Er wird mit Sicherheit kein Abitur machen. Dafür sind seine schulischen Leistungen zu durchschnittlich. Es wäre toll von anderen Fachleuten zu hören, wie ihr das einschätzt. Braucht man wirklich unbedingt Abi, um eine Tischlerlehre antreten zu können?

Viele Grüße aus Hamburg, Sarah
 

carsten

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Hallo

nein brauchen tut man das ABI weder offfiziell noch inoffiziell.
Es gibt halt Firmen die bevorzugt ältere einstellen und das sind eben dann solche mit ABI. Hat den Vorteil: hat häufig schon den Führerschein, hoffentlich geistig reifer als so mancher Jungspund.
 

IngoS

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Hallo Sarah,

Für eine Lehre braucht man kein Abitur.
Bei der Auswahl der Lehrlinge kann ein Betrieb natürlich aussuchen, nach welchen Kriterien auch immer.
Sind genügend Bewerber mit entsprechendem Schulabschluss da, kann man das Nachsehen haben.
Ihr solltet euch mal verschiedene Tischlereien im Umkreis anschauen und auch anbieten, dass dein Sohn Probepraktika macht.
Dass ist für beide Seiten aufschlussreich.

Gruß

Ingo
 

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Aber ruhig noch etwas warten, wenn er 16 ist kann man gut über Ferienjobs und/oder Praktikas sich empfehlen. Wer zeigt das er will braucht nach sowas oft nichtmals eine Bewerbung.

Gruss
Ben
 

dascello

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... und in der siebten Klasse ist noch völlig unklar, ob ein Abitur möglich sein wird oder nicht. Jetzt schon die Flinte ins Korn werfen geht gar nicht!
Gerade die Gesamtschule bietet doch vielfältige Möglichkeiten, auch bei "schwierigen" Fällen.

Meine Söhne waren in dem Alter auch nicht so doll. Der eine studiert jetzt an der RWTH, der andere im Masterstudium.


Gruß

Michael
 

zehlaus

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Leider ist es so, dass häufig am Papier bewertet wird. Der Tipp mit den Praktika ist bestimmt die beste Richtung, so können sich beide Seiten ein Bild voneinander machen. Zudem kann es ja auch für den Junior ein Ansporn sein seine schulischen Leistungen eventuell zu verbessern, wenn er denn die Möglichkeit dazu hat. Aber wichtiger als das Papier ist es ihm den Rücken zu stärken und ihn bei der Berufswahl zu unterstützen. Viel Erfolg!
 

weissbuche

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Hallo Sarah,
grundsätzlich braucht man kein Abi für eine Tischlerlehre, guter Hauptschul oder Realschulabschluß reicht völlig. Mache jetzt seit 30 Jahren Ausbildung und habe in dieser Zeit auch einige Abiturienten ausgebildet, von denen die wenigsten im Handwerk geblieben sind.
Gerade jetzt, wo Gesellen gesucht werden, erkennen nicht wenige Meister, dass ein guter Realschüler, gut ausgebildet, auch einen guten Gesellen abgibt, der auch im Betreib bleibt. Also keine Panik, Praktika machen, mal bei der G 6 in Hamburg vorbeischauen und fragen wie die Kollegen von der Berufsschule das sehen und dann in Ruhe entscheiden. Bis zur 10. Klasse ist noch eine Menge Zeit.
Gruß
Eckard
 

Nordheide

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Tischler auch ohne Abi!

Moin,

Auszubildende sind ein Kostenfaktor für Betriebe die im Wettbewerb stehen.
Hört sich wenig romantisch an.Aber auch dieser Mitarbeiter will bezahlt werden.Und bindet auch einen Meister/Gesellen zeitlich an den Azubi.Denn der muss ausgebildet werden.Und das kostet Arbeitszeit die woanders fehlt.

Wie Carsten schon genannt.Es hat Vorteile für den Ausbildungsbetrieb einen Abiturienten einzustellen.

Das soll aber nicht bedeuten das alle Betriebe so handeln (können).

Mein Tip:

Gut informieren was der Ausbildungsbetrieb macht.Kontakt herstellen.Praktika durchführen.Ferienjob in der Tischlerei.

Und schulisch am Ball bleiben.

Denn Computertechnologie ist vielfach Bestandteil einer modernen Fertigung im Tischlerhandwerk.

Viel Glück bei der Suche!

PS.Frage an die Ausbilder?
Was machen denn die Abiturienten nach der abgeschlossenen Ausbildung?.

*Meine Antwort hat sich mit Eckhards Beitrag überschnitten.
Was nützt eine Ausbildung wenn der Geselle nicht im Betrieb bleibt?
 

Orgelbauer

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Moin,
schon während meiner Ausbildung kamen erste Abiturienten. Doch letztlich ist keiner im Orgelbau geblieben.
Mein Eindruck war immer, das diese Menschen zu sehr auf Theorie gedrillt sind. Und damit oft den Weg ins Praktische nicht (nicht so schnell?) finden.
Tja, und sag mir nen Tischler (Schreiner) oder ähnlichen Handwerksbetrieb, wo die sog. Studierten noch echt (handwerklich mit)arbeiten.
- und bezogen auf die "Kombiuterriesierung" der Holzwerker ... welcher studierte ITler fängt in einem kleinen Handwerksbetrieb an ? (zB. 1-5 Leute)

Sind das nicht eher dann Ingenieurbüros oder Architekten ?
Meine Erfahrung mit den Unis hat gezeigt, das da schon viele von den guten Studenten von den ganz großen kapitalkräftigen Arbeitgebern "weggefangen" werden.

Übrigens - was gegen "nur Studium" als Fachidioten spricht:
Im Rahmen meiner handwerklichen Tätigkeit war ich mal als Meister in einem Technikinstitut - zur sozialen Weiterqualifizierung von Ingenieuren.
Technisch waren die meistens tippitoppi - da kam ich mit meiner Bildung kaum mit...
Doch als Mensch ? Eine Katastrophe. Nicht im Team zu gebrauchen. Daher meist langzeitarbeitslos, trotz bester Noten ! :rolleyes:
Was wir da erlebt haben ... gäbe nen gutes Taschenbuch :emoji_wink:

Den anderen Weg kenne ich auch. Den sog. 2. Bildungsweg.
Von mehreren Bekannten.
Also, erst Lehre, dann Studium an TH zB. ...oder Techniker-Ausbildung. Doch auch von denen ist keiner nur Elektriker oder Sanitär-Fachkraft geblieben.
Sind alle in größere Betriebe als Planer, Entwickler usw. gegangen. Ein Orgelbauer-Kollege "startete medizinisch" sogar gleich nach Gesellenprüfung zum Zahnarzt...
Also, nicht zu vorschnell handeln. Und in Ruhe überlegen, was ich will.
Ich stehe heute mehr denn je zum Handwerk.
Ist wie ein (normaler) Bauer auch mit das Reellste, was ich mir vorstellen kann.
Ob oder warum das Ansehen bzw. die Bezahlung gegenüber "Studierten" nicht paßt - ist grundsätzlich ein anderes Thema.
 

pixelflicker

ww-robinie
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Hmm, haben denn die Firmen im Norden eine so große Auswahl? Bei uns ist das umgekehrt. Die Betriebe bekommen kaum noch Bewerbungen und tun sich schwer Lehrlinge zu finden. Da Abi als Voraussetzung zu bennenen, darauf würde wohl keine Schreinerei bei uns kommen.

Was für die Abiturienten spricht ist sicherlich das Alter. Ich fürchte aber, dass es da weniger darum geht, dass die einen Führerschein haben oder reifer sind, sondern schlicht darum, dass man bei einem Lehrling ab 18 nicht auf das Jugendarbeitsschutzgesetz achten muss. Man kann diejenigen viel mehr Überstunden usw. machen lassen.
Einem Betrieb der eine solche Aussage tätigt, würde ich erstmal skeptisch gegenüber stehen.

Ich denke auch, dass ein Praktikum da die beste Lösung wäre. Dann weiß dein Sohn ob es ihm in dem Betrieb gefällt und der Betrieb wenn sieht, dass er Interesse hat und fleißig ist, wird nicht mehr aufs Papier schauen. War bei mir damals auch so. :emoji_wink:
 

hausmaddin

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Krass bin zwar ITler aber Abi für nen Lehrberuf, da wäre in den 90ern niemand drauf gekommen...... gut aber heute bekommt ja auch fast jeder Depp dem damals die Realschule schon fast zu schwer war das Abi......... weil ich glaub kaum, dass wir heute weniger mäßig Intelligente haben als früher aber dafür fast alle in Richtung Abi unterwegs.

Ich würde das aber auch über die Praktikanummer machen, nichts geht über persönlichen Kontakt ggfls. erübrigt sich dann sogar die Bewerbung.
 

Holz-Fritze

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Aber ruhig noch etwas warten, wenn er 16 ist kann man gut über Ferienjobs und/oder Praktikas sich empfehlen. Wer zeigt das er will braucht nach sowas oft nichtmals eine Bewerbung.

Gruss
Ben

Klugscheissmodus an: Praktika ist schon die Mehrzahl von Praktikum. "Praktikas" gibt es nicht. :emoji_grin:

Klugscheissmodus aus. :emoji_wink:
 

Nikem

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Ich wäre auch vorsichtig ohne zu wissen wozu die in dem Betrieb Abi verlangen. Bis das nicht raus ist würde ich eh nicht anstreben dort eine Lehre zu machen.
Lieber woanders hingehen.

Offtopic:

Ich kenne Genitiv Plural auch nur als z.B. "der Sinn der Praktika" und bei Singular "des Praktikums".

In welcher Formulierung würde da bei "Praktika" ein "s" angehängt ?
Das würde nur funktionieren, wenn Du deine Tochter "Praktika" nennst, dann wären es Praktikas Praktika :emoji_grin: :emoji_grin:
 

Fröhlich_

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Liebe Holzprofis,

klasse, wie schnell und umfangreich ihr antwortet. Das hat mir/uns sehr geholfen und beruhigt. Klar weiß man in der 7. Klasse noch nicht, wie der Abschluss ausfällt, aber es geht ja auch um den Typ Mensch. Unser Sohn ist eben ein Macher, ein Praktiker und Kreativer. Zum Abi würde er sich vermutlich quälen, während eine Lehre ihm einfach großen Spaß machen würde. Jetzt verbringt er erst mal den Boy's Day in diesem Betrieb und dann halten wir für das nächste Praktikum in Klasse 8 die Augen nach anderen Tischlereien auf. Hamburg ist ja nun wirklich nicht klein. Aber zu wissen, dass Abi keine Grundvoraussetzung ist, lässt uns entspannter in die Zukunft schauen. Mamis machen sich halt immer Sorgen. Ihr kennt das bestimmt ...

P.S. Ich hab auch gedacht, dass hat ja alles noch Zeit. Aber gefühlt wurde das Kind gestern eingeschult und in zwei Wochen ist es 13! :eek:

GLG,
Sarah
 

yoghurt

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Und nur am Rande: Mein Abitur war bei der Suche nach einer Lehrstelle eher hinderlich. So nen Theoretiker von der Oberstufe wollte keiner im Betrieb haben.... Einer dann doch! Und der ohne schriftliche Bewerbung.....
 

Holz-Fritze

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