Das finnische Schulsystem wird uns ja immer als Vorbild dargestellt. Ich war des öfteren in Finnland an unserer Partnerschule und konnte das vor Ort erleben. Die Voraussetzungen sind komplett Andere. Einzugsgebiet unserer Partnerschule bis zu 200 km Umkreis. Deshalb waren 2/3 der Schüler im Internat untergebracht, d.h. die waren den ganzen Tag vor Ort und so konnte der Unterricht über den ganzen Tag verteilt werden. Die Kollegen haben 8 Std. Tag, sind also 8 Std. vor Ort und betreuen die Schüler. Korrekturen finden in diesen 8 Std. statt. Es gibt dafür extra Räume. Die Schulen dürfen/müssen Geld verdienen. So betrieb die Partnerschule eine Buslinie, einschließlich der Wartung der Busse. Die Tischlerei hat Aufträge angenommen, ausgeführt und abgerechnet. Das geht, weil es in Finnland keine Innungen, Handwerkordnungen o.ä. gibt die peinlich genau darauf achten, daß der Kuchen nicht zu oft geteilt werden muß. Migrationsanteil 1-2%. Bei uns waren das 15- 20%. Sprachkurse brauchte die Schule nicht planen und mit kulturellen Unterschieden brauchten sich die Kollegen auch nicht auseinandersetzen. Wir sprechen hier von einer Berufsschule, die Situation an der direkt benachbarten allgemeinen Schule war aber sehr ähnlich. Der größte Unterschied der mir aber aufgefallen ist, ist die Mentalität. Die Einsicht in die Notwendigkeit von Bildung ist dort viel weiter verbreitet als bei uns. Lehrer sind dort kein Feindbild, Schule wird dort viel häufiger nicht als Zwang angesehen, sondern als Möglichkeit sich zu entwickeln und voranzukommen. Und dann muß man sich auch mal die Zahlen anschauen. Finnland hat keine 6.000.000 Einwohner, hier bei uns sind das 84.000.000. Natürlich muß man sich umschauen wie es in anderen Ländern gemacht wird aber bei Vergleichen müssen auch immer die Gegebenheiten beachtet werden.