Hahaha, ja, unser Lehrlich meinte damals drei Wochen vor der Prüfung, dass der HM Forstnerbohrer in Fichte so stark raucht, weil das Material für Fichte einfach nicht geeignet sei und hat auch nach diversen Tipps nicht geschnallt, dass er im Linkslauf gearbeitet hat ("Ach ja, ich muss schneller bohren, oder?" -.-) Und auch sonst wollte er 6er Schrauben in 6er Dübel drehen (steht ja auf beidem ne "6") und diversen anderen Mist bauen... in der Prüfung hat er dennoch mit 1,4 oder so abgeschlossen.
Was wir dabei nicht vergessen sollten ist doch, dass wir alle unterschiedliche Blickwinkel haben, dass wir unsere eigenen Wissenslücken nach der Lehre gerne mal vergessen und der Meinung sind, wir hatten schon immer unseren jetzigen Kenntnisstand, und das unsere Prüfung "damals" natürlich viel schwerer war....
Wenn "die Jugend" immer schlimmer, "die Lehre/Prüfungen" immer einfacher, und "das Können" immer immer weniger werden würde, wären wir schon lange wieder in der Steinzeit angekommen.
Es gibt massiv unterschiedliche Lehr-Systeme in Deutschland (Falls es sich nicht geändert haben sollte: In S-H z.B. ist man ab dem ersten Lehrtag mit in der Firma, Gesellenzeichnungen dürfen nur per Hand, nicht (!) per CAD-Zeichnung eingereicht werden, in Süddeutschland kommt der Lehrling erst im zweiten Jahr in die Firma, Gesellenzeichnungen dürfen nur(!) als CAD-Zeichnung abgegeben werden....) Nur mal so als Beispiel.
Das Arbeitsfeld verändert sich, ebenso die Aufgabenbereiche (Wer zinkt den heutzutage noch gewerblich? Klar sind das für´s Grundverständnis sinnvolle Fähigkeiten, aber für die tatsächliche Berufspraxis ist das meist nicht mehr relevant... Führt auch dazu, dass ich etliche Tischler kenne, die es nicht schaffen, ne Latte per Hand im rechten Winkel abzuschneiden...). Aber auch der gesamte Arbeitsmarkt differenziert sich weiter und weiter aus. Es gibt immer mehr Quereinsteiger, aber auch Aussteiger. Nicht weil die Leute nicht mehr fähig sind, sondern, weil die Möglichkeit inzwischen besteht und im Lebenslauf nicht mehr automatisch als Mangel aufgefasst wird, sondern Teilweise auch mal als Vorteil.
Ich hab einfach immer ein Problem damit, wenn man es auf ein "der kann keinen Falz von ner Nut unterscheiden, hat also den Brief nicht verdient" runter bricht. Natürlich sollte ein Tischler das wissen und können, aber mit einer Prüfung kann man auch nur einen bestimmten Umfang abfragen, der bei dem Berufsfeld auch rel. groß ist (das altes Problem zwischen den Möbel- und den Bautischlern z.B. ...)
Nein, Tischler sind direkt nach der Ausbildung bei weitem nicht immer zu gebrauchen. Das unterscheidet den Tischler aber nicht im geringsten von irgendeinem anderen Beruf, das ist einfach überall so und hat auch nichts mit "unserer Zeit" zu tun. Es gibt halt nen Grund, warum fast niemand Berufsanfänger haben möchte - egal in welchem Bereich.
Und nur kurz zu #2:
Nur bedingt. Es gehören beide Parteien dazu. Eine nicht mangelnde Qualifikation kann am Lehrling, aber Betrieb, oder anteilig an beiden liegen. Es kann auch einfach heißen, dass sie Kommunikationsschwierigkeiten hatten. Daraus ableiten, dass der Lehrbetrieb nicht fähig war ist einfach ein grober Fehler.