Zufriedenheit im Beruf Tischler

Caro:)

ww-fichte
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Hallo,
anfangene Auszubildende im Beruf Tischler hier!
Ich stelle mir den Beruf wirklich toll vor, mit Holz zu arbeiten ist glaube ich (und hoffe ich) genau meins. Man hört aber auch immer wieder dass man sich dort kaputt arbeitet und dass der Gehalt vorne und hinten nicht reicht.

Vielleicht können hier ein paar erfahrene Tischler*innen ein bisschen erzählen wie das so ist - ist der Gehalt wirklich so schlimm oder kommt man damit doch ganz gut über die Runden? Lässt sich Freizeit gut vereinbaren oder arbeitet man am Ende nurnoch ohne Zeit für sich zu haben?
 

Lorenzo

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Und man wundert sich über mangelnden Nachwuchs im Handwerk...

Caro, es gibt so unterschiedliche Betriebe wies Menschen gibt. Es gibt aber auch eines, nen Fachkräftemangel und ganz deutlich auch im Handwerk. Das bedeutet auch, dass mittlerweile andere Modelle möglich sind als noch in der Steinzeit.
Der Verdienst ist okay, reich wird man nicht, aber verhungern oder auf der Straße leben auch nicht.
Immer wieder muss man ranklotzen, es gibt auch immer wieder monotone Arbeiten, aber auch viel, was echt Spaß macht.
In dem Betrieb, in dem ich arbeite, ist die Geschlechterverteilung sehr gleichmäßig, die Altersspanne ist nicht so groß, die meisten eher jung.

N guter Chef/ne gute Chefin ist sehr wichtig. Im Idealfall in zwei Bereichen: fachlich und menschlich. Solche Vorgesetzten achten auch auf persönliche Stärken und Schwächen, und auch darauf was man rein körperlich zu leisten im Stande ist. Is langfristig ja auch für den Betrieb wichtig.
Ich hab mit 31 angefangen fürs Holz zu brennen, tut das Holz auch manchmal für mich, und bin sehr zufrieden damit, mich dafür entschlossen zu haben, das Schreinern zum Beruf zu machen. Es is echt, es is ehrlich. Die Kunden sind echte Menschen und freuen sich über die geleistete Arbeit. Reale Bedürfnisse werden gestillt. Am Ende des Tages kann man zufrieden mit sich sein.
 
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Caro:)

ww-fichte
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Ich versuche mal auf die Fragen zu antworten.
Auch wenn das wieder son dicker Ast sein kann über den ich springen möchte.

Also ich habe die Lehrzeit sehr genossen und absolut gefürchtet zugleich.
Mein Chef hat mir früh "viel" Verantwortung übertragen die zu super erfüllender und lehrreicher Arbeit geführt hat und das jeden Tag von 8-17 Uhr und wenn ich was grob versemmelt habe dann wurde das Abends soweit möglich ausgeglichen auch MAL bis 19 Uhr, aber diese Zeiten konnte ich mir in ruhigeren Zeiten wieder frei nehmen.

Gefürchtet weil der Schreinerberuf sehr umfangreich sein kann im Innen- sowie im Außenbereich und man schnell mal Dinge verbockt die nur mit Zeit und Geld wieder ordentlich auszubessern sind. Da ist mir schon öfters mal das Herz in die Hose gerutscht und ich hatte richtig Bammel meinem Chef davon zu erzählen. Aber hilft ja nichts also Augen zu und durch und Fehler gehören dazu.

Mittlerweile (5 Jahre Berufserfahrung als Geselle/Meister) verdiene ich 22€ Brutto die Stunde, was ich sehr gut finde aber natürlich nicht an ein Ingenieursgehalt heranreicht.

Meine Arbeitszeit beträgt 34,5 Std. Weil ich Mittwoch Nachmittag fixe Termine habe und diesen frei brauche. (der Betrieb hat generell eine 38h/Woche)

Ich habe aber auch schon in Unternehmen gearbeitet wo 50h+ möglich und Monate lang normal war, die habe ich aber recht zügig wieder verlassen, weil es meiner Meinung nach dafür keine Notwendigkeit geben muss.

Abends platt bin ich mal mehr mal weniger, hängt aber vorallem damit zusammen ob ich die Woche davor viel Sport gemacht habe oder nicht. :emoji_grin:

Ich hoffe ich konnte nen kleinen Einblick geben.

Liebe Grüße Jonas
Danke dir!
 

Caro:)

ww-fichte
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Ich hab mit 31 angefangen fürs Holz zu brennen, tut das Holz auch manchmal für mich, und bin sehr zufrieden damit mich dafür entschlossen zu haben das Schreinern zum Beruf zu machen.
Hast du mit 31 nochmal umgeschult zum Tischler? Wenn ja, darf ich fragen was du vorher gemacht hast?
Es is echt, es is ehrlich. Die Kunden sind echte Menschen und freuen sich über die geleistete Arbeit. reale Bedürfnisse werden gestillt. Am Ende des Tages kann man zufrieden mit sich sein.
Ich danke dir für deine Antwort!
 

Alceste

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Das ist nicht nett!

Ich glaube ich kenne Volker gut genug, um so was zu sagen. Und er mich um zu wissen wie ich das meine. Mal ganz abgesehen davon, dass er tatsächlich Opa ist :emoji_wink:

So spricht mein Ziehsohn (21).

Und was soll ich mit dieser Information jetzt anfangen? Oder soll ich dafür jetzt Lob verteilen, dass du (sozio-) linguistische Muster in deinem Alltag erkennen kannst?

In die Richtung geht das was Du Grad so vom Stapel lässt definitiv :emoji_ghost:

Wenn du meinst, wird das schon stimmen :emoji_kissing_heart:
 

Maho68

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Hi,
ich war 14 Jahre Geselle und kann sagen,wenn man selber sich als mittelmäßig betrachtet, schuftet man gewiss wie ein blöder Hund .
Bin dann irgendwann Chronisch von neuer Krankheit aus dem Beruf rausgekickt worden. Arbeite nun in der Industrie als Fachhelfer,verdien besser und kann entspannter arbeiten körperlich ☺️

Nun Berufung zum Hobby gemacht,so passt es besser und kann sich frei entfalten ohne Auftragsgaengelung .
Dass war auch ein Grund,diesen Beruf Tischler zu ergreifen.
 

fahe

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...also bei "der Gehalt" dachte ich ja auch stante pedes auch an die geliebten Vorurteile: NRW halt. Egal ob Dialekt oder landestypische Pisa-Ergebnisse.

Ich grinse aber auch immer, wenn hier gestandene Tischler Leute "der Parkett" schreiben. Oder Korpera, Korpen... oder weiß der Geier was. Korpusse ist wahrscheinlich schlicht nicht deutsch genug. :emoji_wink:

Ansonsten finde ich die Reaktionen aber teilweise auch *hüstel* gewöhnungsbedürftig. Wenn ich dagegen Revue passieren lasse, wie hier periodisch immer wieder einmal die Leute geradezu liebevoll abratend - aber zumeist doch halbwegs faktenbasiert - betüdelt werden, die aus 'nem IT-Job mit bestem Einkommen ins Tischlerfach wechseln wollen... wegen Selbstverwirklichung und romantischem Holzgeruch oder warum auch immer.

Außerdem: Ich glaube keinem der hier über work-life-balance schwadronierenden Herren, dass sie mit Anfang 20 ausschließlich dachten "Wow, endlich malochen, bis die Schwarte kracht..." Also ich hatte in dem Alter zuweilen durchaus auch andere Wünsche.

@Caro:) Nimm den Thread einfach als Training in Sachen Baustellenton. :emoji_wink: Der scheint ja immer noch oft in der Tonlage zu sein.

Ansonsten: Hier sind nicht alle so. Unlängst konnten wir hier davon lesen, wie ein junger Tischler sich sehr engagiert einsetzte, dass eine Auszubildende in seinem Betrieb unter tatkräftiger Mithilfe eines anderen Mitglieds doch noch ans Wunsch-Holz für ihr Gesellenstück kam.

Zu Verdienstmöglichkeiten im Handwerk kann ich nur sagen, was ich so im Bekanntenkreis höre: Es entwickelt sich. Rein finanziell würde ich dennoch heute nicht tauschen wollen.

Wenn ich allerdings noch einmal in dem Alter wäre - und das predige ich hier seit Jahren jungen Leuten - sähe das durchaus anders aus. Selbst guten (und auch mehr als Tarif zahlenden) Betrieben fehlen hier zunehmend Leute. Mein Heizungswartungstermin wurde diesmal viermal verschoben. Und da habe ich keine kleine Butze beauftragt.

Im Osten ist das noch einmal verschärfter, weil viele meiner Alterskohorte in den nächsten Jahren Nachfolger suchen oder ihre Betriebe werden schließen müssen. Das ist im Osten auch noch einmal verschärfter, weil hier die Masse der Handwerksbetriebe erst nach 1990 entstanden ist. Deren Chefs waren damals alle wie ich Anfang Zwanzig.
 

Lorenzo

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Wenn ja, darf ich fragen was du vorher gemacht hast?
Ich hab studiert, und dann bei nem großen deutschen Sportartikelhersteller gearbeitet. Deutlich mehr verdient als jetzt, war aber auch deutlich unzufriedener in meinem Beruf. Insgesamt hab ich aber schon mehr als die zwei Berufe gehabt. Fühl mich im Moment aber gut angekommen. Ob das für immer so bleibt. Keine Ahnung, is jetzt aber auch nicht wichtig.

Ich hab übrigens ne 32 Stunden Woche. Freitags hab ich frei. Blöd angekuckt hat mich in meinem Betrieb deswegen keiner! Schonmal gutes Zeichen, und ist viel wichtiger als die Meinung mancher in nem Forum.
 
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Kluk

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Außerdem: Ich glaube keinem der hier über work-life-balance schwadronierenden Herren, dass sie mit Anfang 20 ausschließlich dachten "Wow, endlich malochen, bis die Schwarte kracht..." Also ich hatte in dem Alter zuweilen durchaus auch andere Wünsche.
:emoji_grin:
Vögeln geht in dem Alter auch noch nach 12 Stunden Arbeit wenn Einstellung und Motivation passen.
 

Kluk

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@Kluk, ich gebe zu, ich bin auch über die Anrede ein wenig gestolpert, meinem Empfinden nach und im Kontext des nächsten Satzes gelesen fehlt dem ersten Wort ('anfangene') lediglich ein 'd' (früher (TM) hätte man sich nichts bei dem Wort 'Anfänger' gedacht ... :emoji_wink: )
Puh... joa so kann man das auch betrachten. :emoji_grin:
Ich hab da angefangene Auszubildende gelesen... Ich hab halt einen anderen Buchstaben hinzugedichtet.
Aber ist ja jetzt geklärt.
 

Alceste

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Tokoloshe

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Ich find's super, wenn nicht immer alle meinen, es müsste Abitur und ein Studium sein, sondern sehen würden, dass Handwerk was Tolles sein kann. 1/3 meiner Schülerinnen und Schüler wären da sicher besser aufgehoben, als sich durchs Abi zu quälen und danach BWL zu studieren, mittelmäßig abzuschneiden und dann in einem Büro zu versauern.
Ich finde es eine super Entscheidung.
 

derdad

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Ich versuch wieder zum Kern des Themas zurückzukommen.
Wie die Ausbildung zum Tischler ist hängt von vielen Faktoren ab. Wie ist der Betrieb? Wie sind die Kollegen? Wie ist der Chef? Das kann alles von super bis Hölle sein. Ein alter Spruch heißt:"Lehrjahre sind keine Herrenjahre". Also du bist zu Beginn deiner Lehrzeit natürlich am unteren Ende der Hirarchie. Also, du machst noch kei e eigenständigen Sachen, sonder es kann sein, dass du tagelang händisch Kanten schleifst, Handlanger Tätigkeiten machst, oder sonst meist froh bist wenn der Tag vorüber ist. In einem kleinen Betrieb wird die Möglichkeit eher sein, dass du selbständig kleine Sachen machst als in einem größeren Betrieb. Es kann sein, dass du in einer Werkstatt lernst in der Massivholz eher ein Fremdwort ist, und es gibt genauso Betriebe die hauptsächlich damit arbeiten. Der Arbeitsdruck wird in jedem Betrieb groß sein. Handhobel, Handsäge, etc., findest du in Youtube sicher häufiger als in einer Tischlerei, die von ihren Produkten leben muss. Je mehr die Lehrzeit voran schreitet, und wenn du dich als fähiger Tischler zeigst, je mehr selbständige Arbeiten wird man dir zutrauen.
Den Verdienst in Deutschland kenn ich nicht, aber zigtausend Lehrlinge haben die Lehrzeit finanziell überlebt. Und die Arbeitszeiten sind sicherlich genauso, wie sie millionen Beschäftigte seit Jahrzehnten haben und auch nicht ihr Sozialleben vernachlässigen müssen.
Aus Erfahrung kann ich sagen, ein Handwerksberuf ist eine gute Basis fürs kommende Leben, egal in welche Richtung es dich später verschlägt. Nur ein kleiner Teil von Handwerkslehrlingen bleibt ein Leben lang "an der Hobelbank". Doch eine Handwerksausbildung ist immer ein guter Grundstein für "Real Life".
LG Gerhard
 

Kluk

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Ich finde es eine super Entscheidung.
Ich auch! Nur warum fragt man heutzutage erst nach Freizeit und Geld wenn man auf einen Job Bock hat? Mir gefällt die Herangehensweise nicht! Wenn mir jemand solche Fragen an erster Stelle im Einstellungsgespräch stellen würde und nicht ganz am Ende, könnte er gehen.
Jemand der mich fragt ob er nach Feierabend noch was privat machen darf ist mir da einfach lieber.
 

Tokoloshe

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Nur warum fragt man heutzutage erst nach Freizeit und Geld wenn man auf einen Job Bock hat?
Finde ich aber auch völlig legitim. Wir hatten mal einen Maler Azubi, der bei uns die Wohnung mieten wollte und so wenig Geld verdient hat, dass er Unterstützung vom Amt bekommen hat. Das kann's halt auch nicht sein.
Wenn Freizeit und Beruf aufeinander fallen und man nachher noch was selbst nach Feierabend macht, super. Wenn man lieber noch bei Valorant ein paar Gegner fraggen will, auch gut. Ich liebe meinen Job aber würde nicht auf die Idee kommen, abends noch Nachhilfe zu geben. Da bastel ich lieber was mit Holz. :emoji_stuck_out_tongue:
 

pb57

ww-eiche
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Caro:)

ww-fichte
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Ich auch! Nur warum fragt man heutzutage erst nach Freizeit und Geld wenn man auf einen Job Bock hat?
Wieso sollte ich denn was anderes fragen? Ich hatte mein Praktikum, ich weiß was mich in meinem Betrieb erwartet. "Das einzige" was ich nicht weiß ist, wie so das Durchschnittsleben eines Tischlers /einer Tischlerin aussieht und das habe ich gefragt. Im Einstellungsgepräch und sogar bei der Jobsuche hat mich das gar nicht bis kaum interessiert, weil ich nach einem Beruf gesucht habe der mir Spaß macht.
 

mc2

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Ich auch! Nur warum fragt man heutzutage erst nach Freizeit und Geld wenn man auf einen Job Bock hat? .
Ich hab auch einen Traumjob im Auge, weiß aber nicht ob ich davon leben kann.
Auf Jahrmärkten würde ich

„Brustvergößerung durch Handauflegen“

anbieten wollen.

Work Life wäre wohl okay, aber geldmässig….
 

Kluk

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Wir hatten mal einen Maler Azubi, der bei uns die Wohnung mieten wollte und so wenig Geld verdient hat, dass er Unterstützung vom Amt bekommen hat. Das kann's halt auch nicht sein.
Es gibt wenig ehrenwerte Berufe in denen man in der Ausbildung genug verdient um sich eine Wohnung zu leisten.
 

Kluk

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Das einzige" was ich nicht weiß ist, wie so das Durchschnittsleben eines Tischlers /einer Tischlerin aussieht und das habe ich gefragt.
Nein hast du nicht! Du hast gefragt ob du dich kaputt arbeitest - die Frage solltest du dir nach dem Praktikum selbst beantworten können, und ob du ausreichend Geld und Freizeit hast.
Alles das wirst du bekommen wenn du gut bist und wenn du bereit bist dir den Arsch aufzureißen wenn es nötig ist!
Von nix, kommt nix sagt man doch bei euch in NRW?
 
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