Indem man über viele Jahre Rad fährt, alles am Rad selber repariert und ein Produkt nach einer gewissen Verwendungszeit auf Vor und Nachteile überprüft.
Wenn du viel fährst, viel herumprobierst und vor allem gut beobachtest, kannst du sicher einige Unterschiede erkennen. Beispiel: Wie schnell sich ein Öl im Regen abwäscht, lässt sich beobachten.
Dann gibt es aber auch viele Dinge, die sich nicht wirklich beobachten und einschätzen lassen. Auch gibt es da ja kaum jemanden, der das ganz systematisch und wissenschaftlich fundiert untersucht, also z.B. alle 1000km die Kettenlängung nachmisst und nur gleiche Teststrecken fährt.
Und dann kommt es auch alles sehr darauf an, wie das Verhalten der Leute ist. Beispiel: Da gibt es Leute, die nur ab und zu in der Freizeit fahren und höchstens einmal im Jahr auf die Idee kommen, ihre Kette zu pflegen. Hier ist also ein Produkt gut, was möglichst lange hält, auch wenn die Schmierwirkung insgesamt nicht so gut ist. Wer hingegen regelmäßig mit Mountainbike durch die Gegend fährt und wöchentlich nachpflegt, braucht nichts, was lange hält, nimmt vermutlich eher was schön Dünnflüssiges, was tief eindringt und wirklich alles gut benetzt.
Mal ein anderes Beispiel: Auch wenn ich schon viel Auto gefahren bin, hat sich über die Jahre mein Wissen darüber, welches Motoröl wirklich das Beste ist, überhaupt nicht erweitert. Ich kann das schlicht nicht sagen, weil es nichts gibt, woran ich es beobachten kann.
Was ich bei der Kettenpflege sehe: Was die unmittelbare Schmierung angeht, da werden dünne Öle gut sein, die wirklich an die zu schmierende Stellen hinziehen. Sehr schnell geht es z.B. mit Ballistol. Das verwende ich als Erstes, wenn ich bei Freunden schon eine verrostete Kette sehe. Aber Ballistol ist auch nach dem ersten Regen wieder zu einem Teil weg. Ein Auto Motoröl ist deutlich dickflüssiger, wird aber auch noch gut einziehen und schon etwas länger halten. Damit es aber wirklich deutlich länger hält, wird man eher fettartige Substanzen brauchen. Weil die aber nicht eindringen, behilft man sich durch Zugabe von Lösemitteln. Dann sind die beim Aufsprühen noch schön dünnflüssig, werden dann aber später deutlich fester.
Das Würth HHS-2000 funktioniert genau so. Ist das Lösemittel weg, ist es eher ein klebriges Fett. So in der Art funktionieren auch viele Kettenfette aus der Dose.
Statt Lösemittel geht auch Erwärmung. Man könnte eine Kette in heißes Fett einlegen. Aber das ist für fast niemanden praktikabel. Das dies aber mit die beste Variante ist, sieht man ja an neuen Ketten, die genau so behandelt wurden. Diese Erstbehandlung reicht bei vielen Ab-und-Zu Freizeitfahrern 1-2 Jahre. Da kann es sogar sein, dass ein Nachölen mit dünnem Öl die Lebensdauer der Anfangsbehandlung deutlich verkürzt.
Das die Sache nicht so einfach ist, zeigt sich auch an den Empfehlungen. Auch Leute, die sehr viel fahren, haben völlig unterschiedliche Empfehlungen. Und Fachzeitschriften empfehlen gerne das, was gerade gut promotet werden soll.
@fopster: Was mich interessieren würde: Dieses innotech 105, was du für dich als bestes Mittel herausgefunden hast: Ist das richtig, dass das direkt aus der Dose auch recht dünnflüssig ist? Das es Lösemittel beinhaltet, hattest du geschrieben. Wie ist das Mittel denn, wenn das Lösemittel weg ist? Ist es dann immer noch ölig oder schon eher klebrig/fettig?