Ich hab meinen Meister seit 2006 und hab mich dann Ende 2006, gleich selbstständig gemacht.
Für mich war immer klar, dass ich irgendwann auch mal ausbilden möchte und irgendwie gehört der Meister, im romantischen Sinne betrachtet, für mich als persönliche Bereicherung dazu.
Mittlerweile ist der 3. Lehrling durch, der ist seit Sommer bei uns als Geselle angestellt. Im September gibt´s auch wieder einen neue Lehrling, diesmal sogar eine Azubine.
Mein erster Lehrling kam 2011, der ist gerade in den letzen Zügen seiner Meisterausbildung. Wenn er da fertig ist, wird er bei mir wieder anfangen, so wie´s jetzt ausschaut zu ca. 50% im Bereich AV und den Rest in der Werkstatt bzw. Montage.
Es ist also nicht alles immer so schlimm wie
@wostok hier schreibt.
Es ist aber schon so, und das hör ich von vielen Seiten und bekomme das auch selber mit, dass das Niveau der Meisterschulen insgesamt schon wesentlich nach unten gegangen ist im Vergleich zu früher. Und was da teilweise an Leuten mit einem Meisterbrief in der Tasche rumläuft, ist echt kein Grund mehr, sich auf einen Meistertitel was einzubilden.
Ich bin mittlerweile der Meinung, dass die Schulen ja ein Interesse daran haben, ihre Kurse zu füllen. Der Meisterschüler zahlt Geld dafür, insofern hat er auch einen gewissen Anspruch für das Geld was zu erhalten. Und das ist in dem Fall dann der Titel. Von den Kammern wird das natürlich noch gefördert, die profitieren da ja auch davon.
Ich glaube, man darf bei der Meisterausbildung das Handwerkliche nicht in den Vordergrund stellen. Ich kenne zig Gesellen die vom handwerklichen her viele Meister, und da schließe ich mich mit ein, in die Tasche stecken. Wer heute erfolgreich einen Betrieb führen will, der muss vor allem ein Organisator und auch ein guter Verkäufer sein. Sowas schneidet man zwar in der Meisterschule an, aber mehr auch nicht.
Rückblickend muss ich auch sagen, dass bei uns in der Schule im Bereich BWL und Betriebsführung viel zu wenig und mit zu altertümlichen Ansichten gelehrt wurde.
Es hilft halt nix wenn ich zwar ein guter Handwerker bin, aber von Betriebsführung keine Ahnung habe.
Wer in D eine Schreinerei legal betreiben will, ist Stand heute massiv im Nachteil gegenüber allen Betrieben die sich zwar nicht offiziell Schreinerei nennen, aber im Endeffekt gleiche Produkte und Leistungen anbieten.
Wenn man dann noch das EU-Recht im Auge hat, macht es unter diesem Aspekt eigentlich keinen Sinn mehr, an der Meisterpflicht festzuhalten.
Dann würden für alle die gleichen Voraussetzungen gelten.
Allerdings finde ich schon, dass es gewisse Fähigkeitsnachweise geben sollte um einen Betrieb ordentlich zu führen. Der Markt regelt zwar gewisse Dinge auch selbst aber ich bin kein Fan davon, hier alles der freien Marktwirtschaft unterzuordnen.
Diese Befähigung kann natürlich ein Meisterbrief sein, aber es sollte hierfür auch andere Möglichkeiten geben.
Long story short: Grundsätzlich finde ich den Meister für mich persönlich eine Bereicherung, das ganze System drumherum gehört jedoch dringend mal an das geänderte Umfeld der Neuzeit angepasst. Das Kammersystem mit seinen Zwängen ist für mich ein Relikt aus der Vorzeit und ist im Zuge der "Europäisierung" nicht mehr zeitgemäß.