Als Tischlerin nebenberuflich selbstständig im Reisegewerbe

Mitglied 59145

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In Kleinbetrieben kennt jeder jeden und das wichtigste für die Menschen ist das soziale Miteinander. Hat doch keiner Bock irgendwen 2 Jahre nur zu scheuchen und auszunehmen. Das würde ja das komplette Betriebsklima zerstören. Die kleinen Selbstständigen machen das doch meist weil es ihre Erfüllung ist, bin mir sicher dass es das nicht so oft gibt wie man denkt. Oder ich hoffe das zumindest, ich kenne keinen der so tickt.

Gruss
Ben
 

uli2003

ww-robinie
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Auf meinen Vorwurf der Ausbeutung von Lehrlingen aus Tradition wurde hier bislang leider nicht eingegangen. Ich hatte gehofft, dass jemand diesen entkräften kann.
Ja, denn wenn ich so etwas lese bekomme ich einen gewissen Reiz im Hals.
Ich bin nun im Kreis Beckum-Warendorf seit Ende der 80er im Gesellenprüfungsausschuss.
Mir ist da kein solcher Fall bekannt. Natürlich gibt es Defizite, wenn der ausbildende Betrieb nur Trocken- oder Fensterbau betreibt.
Das ist aber keine Ausbeutung.

Zu den Verdiensten der Auszubildenden:
Ich finde die schon in Ordnung so, gemäß dem alten Spruch ‚Lehrjahre sind keine Herrenjahre‘.
Aber das soll nebensächlich sein.
Ich habe mir die Kosten mal hochgerechnet, um einen Vergelcih zu haben.
Einschließlich aller anfallenden Kosten der Ausbildung (das ist bei weitem nicht nur die Azubivergütung) kostet der Azubi den Betrieb mehr als ein Geselle, auf die effektive Arbeitszeit heruntergebrochen.
Dazu kommt, dass die Anstrengungen der Verbände und Betriebe immer größer werden, Arbeitszeiten und Freizeiten immer mehr an Generation X, Z und so weiter anzupassen, damit der geneigte Auszubildende keinen Stress mit seiner Freizeitgestaltung bekommt.

Ich habe immer einen Azubi gehabt, bin da jetzt vorerst mit durch. Kurzum: Schnauze gestrichen voll.
 

FredT

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Nunja, auch alles unter der Beachtung einer Work-Life-Balance, wie in vielen anderen Berufen und Gewerken auch... Und die Vergütung auch im Zusammenhang, daß viele Azubis nicht mehr bei den Eltern wohnen bzw. wohnen können, weil Ausbildungs- und Berufsschulort weit auseinander dividiert wurden, und eben auch die Lehrlinge teilweise viel älter als früher sind... Den Lebensunterhalt muß man gerade wohnmäßig auch betsreiten können müssen...
Alles hat immer auch eine zweite Seite.
 

Mitglied 59145

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Ich habe damals Bundesausbildungsbeihilfe bekommen, da ich eine eigenen Haushalt hatte. Das war schon in Ordnung.
Wir hatten das doch neulich bei den Zimmerern, da gibt es so ein Umlageverfahren und das Geld für den Lehrling ist deutlich mehr.

Ich gucke gerade ob ich ausbilden und was ich dafür machen muss. Da ist man schnell soweit das man denkt es lohnt nicht. Wenn ich allerdings eine Umlage zahlen müsste, würde die Motivation schon steigen:emoji_grin:.

Viel ist auch die Haltung, es gibt Lehrlinge mit denen macht es Spaß und dann gibt es andere Fälle. Sind halt auch Menschen.....

Gruss
Ben
 

uli2003

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Dann müssen wir es zur Nachwuchssicherung machen wie die Zimmerer. Dort zahlt die SoKa.
Ich sehe nicht mehr ein, als einer der wenigen ausbildenden Betriebe da Zeit und Geld hineinzustecken, und andere reiben sich die Finger. Umgelegt auf alle, fertig.
Verdienst am Auszubildenden gibt es keinen.
 

Besserwisser

ww-robinie
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Meiner Meinung nach werden da zwei (drei) Themen vermengt, die getrennt betrachtet werden müssten.

Erstens die Entlohnung der Azubis. Die ist meiner Meinung nach zu hoch, so produktiv sind die Leute einfach nicht (vor allem nicht, wenn man wirklich ausbildet) , und die Arbeitsleistung steht halt auch nicht ständig zur Verfügung. Gefühlt nie, wenn's drauf ankommt.
Zweitens Geld, dass zum Lebensunterhalt genügen muss. Kann man drüber streiten, inwiefern das der Betrieb stemmen muss. Meiner Meinung nach nicht.
Und drittens, dass manche Betriebe eben einfach nicht ausbilden, sondern die Azubis als billige Hilfskräfte sehen und ausnutzen.

Das muss man alles getrennt betrachten und diskutieren, selbst wenn es Zusammenhänge gibt. Aber nicht pauschalisieren.

Ansonsten möchte ich noch bemerken, dass ich zahlreiche Betriebe verschiedener Gewerke kenne, die den letzten Punkt in verschiedenen Gradierungen betreiben. In besonderer Erinenrung ist mir ein Kollege, der mehrere Jahre Ausbildungsverbot hatte, weil der Lerhling bis zur Prüfung aussschliesslich Fenster ausgebaut und zum LKW gebracht hatte. Der hatte nicht mal in den drei Jahren ein einziges Fenster selbst eingebaut.
Die fremdfinanzierte "Ausbeutung" findet bei uns Tischlern ja nun nicht statt, insofern ist das am Thema vorbei.
 
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Lico

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Bei uns im Landkreis läuft das mit der Tischlerausbildung so, dass die Lehrlinge sich einen Betrieb suchen und mit denen einen Vertrag machen. Das berechtigt/verpflichtet sie dann zum Besuch der Berufsfachschule Holztechnik. Das ist deren erstes Lehrjahr. Ich hab jetzt leider keine Ahnung, ob die dafür eine Ausbildungsvergütung bekommen, ich meine aber nicht. In den Betrieben steigen die dann in das zweite Lehrjahr ein. Die Schule ist, soweit ich das beurteilen kann, technisch ganz gut aufgestellt. So dass die im Betrieb nach dem Jahr ganz gut mit anfassen können (sollten).

Lico
 

flo20xe

ww-robinie
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So ist das in Bayern auch. Nennt sich dort BGJ (Berufsgrundschuljahr). Allerdings brauchts da noch keinen Lehrvertrag dafür. Dementsprechende Kandidaten hast halt dann auch teilweise in den Klassen..... Hauptsache weg von der Straße.
 

civil engineer

ww-robinie
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Wenn wir das bei einigen Baufächern hätten , hätten wir vernünftigere Archis etc. Die wüßten was auf der Baustelle passiert.

Dauert dann zwar länger, aber die Qualität wäre besser.

Das könnte ein Architekt umgekehrt genauso sehen. Hätten wir noch den Meisterzwang auf allen Gewerken und würden alle Arbeiten von einer Person überwacht, die ihr Handwerk meisterlich beherrscht, entsprechende Fachkräfte ausbildet und auch gutes Handwerk von seinen Leuten fordert, hätten die Architekten bessere Leistungen auf der Baustelle.

Stattdessen kommt (fiktives Beispiel) der Trockenbauunternehmer, der gestern noch Metzger war, mit dem Cutter, Akkuschrauber, Stichsäge und einem Winkelschleifer und macht Trockenbau und Dachgeschoßausbau (mit allen Funktionsschichten).
 

Mitglied 59145

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Das könnte ein Architekt umgekehrt genauso sehen. Hätten wir noch den Meisterzwang auf allen Gewerken und würden alle Arbeiten von einer Person überwacht, die ihr Handwerk meisterlich beherrscht, entsprechende Fachkräfte ausbildet und auch gutes Handwerk von seinen Leuten fordert, hätten die Architekten bessere Leistungen auf der Baustelle.

Stattdessen kommt (fiktives Beispiel) der Trockenbauunternehmer, der gestern noch Metzger war, mit dem Cutter, Akkuschrauber, Stichsäge und einem Winkelschleifer und macht Trockenbau und Dachgeschoßausbau (mit allen Funktionsschichten).

Ein Problem ist das EU Recht, wenn der Meisterzwang flächendeckend auch für Trockenbau etc gelten würde, dann würde der Architekt wahrscheinlich nichtmal mit dem Handwerker kommunizieren können. Der kommt dann nämlich aus dem Ausland.

Ist natürlich auch überspitzt, aber wir können hier schlecht unsere eigene Suppe kochen.

Gruss
Ben
 

wasmachen

ww-robinie
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Was will der Architekt überhaupt noch machen, wenn alle Gewerke 'meiserlich' arbeiten?
Er bringt nicht mal seine Pläne ohne externen Statiker zusammen!

Von den teils abstrusen und nicht umsetzbaren 'Ideen' dieses 'Künstlergewerks' sprechen wir noch garnicht:emoji_stuck_out_tongue_winking_eye:
 

schorsch

ww-robinie
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Hey vielen Dank für Eure Gedanken. Ich habe Ausbildung zur Tischlerin, Studium und ne Menge Berufserfahrung (leider nicht in der Tischlerei sondern im Anschauungsmodellbau und Kunstproduktion).

Hallo,
wenn du ein Studium hast, dass im weiteren Sinne mit Holz zu tun hat, eine abgeschlosse Ausbildung als Tischlerin und Berufserfahrung, entfällt die Meisterpflicht. Ich würde mal bei der Kammer nachfragen.
Auf de anderen Seite ist es jetzt auch deutlich einfacher geworden, ohne Berufserfahrung, ein bachelor professional zu werden, -das werden echte Könner.
VG
Georg
 

juba

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Hallo Suska,

ich moechte dir aus einer ganz anderen Richtung kommend definitiv Mut machen zur Selbstaendigkeit! Ich bins selber und wuerde das nur unter ganz gravierenden Umstaenden wieder aufgeben wollen! Ich liebe meine Selbsstaendigkeit und die Freiheit (oertlich und zeitlich!), die sie mir bietet!
Allerdings bin ich auch keine Tischlerin in dem Sinne! Ich bin Designerin mit Affinitaet zu Holz und im Familienbetrieb (Tischlerei) gross geworden. Ich produziere Selbsstaendig also nichts und so ist das Meister-Thema fuer mich erst mal irrelevant. Ich bin Dienstleister und habe meine Expertise.

Vielleicht waere das einen Gedanken fuer dich wert? Wie kannst du deine Expertise selbststaendig nutzen, ohne dass du gleich klassisch als Tischler selbsstaendig bist? Kannst du z.B. Selbsstaendig bei der Planung fuer den Moebelbau unterstuetzen? Also Leute wie ich koennten das brauchen (also Leute die z.B. Gestalter sind, aber denen manchmal das technische Wissen zur Umsetzung fehlt).

Oder: Ich arbeite momentan gerade in einer Prototypen-Miet-Werkstatt. Dort werden Dozenten eingesetzt (Selbsstaendige), die die Maschienen-Einfuehrungskurse geben oder Projekte betreuen, die die Mitglieder buchen koennen (z.B. "wie baue ich mein eigenes Moebel"...)

Oder: Wie sieht es aus mit dem Thema Ausland? Dort sind die Meister-Beschraenkungen meines Wissens nach nicht vorhanden!

Ich hoffe ich konnte anregen!
 
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