.. ich will hier nicht den Oberlehrer spielen (wäre auch lächerlich mit meinem Realschulabschluss), aber da gibt es einiges richtig zu stellen:
Wir leben nicht in einer freien Marktwirtschaft, wir haben hier eine "Soziale Marktwirtschaft" - zum Glück! So festgeschrieben in den Verträgen von Lissabon: "Die Europäische Union strebt laut Lissaboner Vertrag eine „wettbewerbsfähige soziale Marktwirtschaft“ mit Vollbeschäftigung und sozialen Fortschritt an."
Aus dieser Denkweise heraus ist zum Beispiel der Steuersatz auf Kartoffeln und Bücher niedriger als der auf Brillianten. Und innerhalb dieser Denkweise sind Preisabsprachen, die Gewinnmaximierung und Monopolstellungen zum Ziel haben unzulässig. Überwacht wird das vom Kartellamt.
Dasselbe Spiel wie mit der angeblichen "Demokratie" in der wir leben sollen. Weil das nicht so ist, heisst das hier auch nicht "Deutschland" sondern "Bundesrepublik Deutschland". Soll heissen, die republikanische Verfassung ist das erste Maß, nach dem gemessen wird. Der "Wille der Mehrheit" liegt abgeschlagen auf dem zweiten Platz. Auch hier: Zum Glück für uns.
Uli: Mir ist übrigens nicht egal, ob ein Handwerker oder Händler Waschbeton oder Marmor vor dem Laden hat: Im Falle des Mamors weiss ich, dass ich den mitbezahlen muss. Und das Gejammer des Handels über das Internet: Letzte Woche ist mir an einem Gerät das ich bediene, ein Teil abgebrochen - hat mich beinahe das Leben gekostet. Das Ding war aus Weichalu, früher war das mal aus Stahl. Also bin ich zum örtlichen Dealer gefahren, wollte ein Ersatzteil aus Stahl. "Das gibts nur noch aus Alu" hat man mir gesagt. Zuhause dann, im Netz, konnte ich mir mein Ersatzteil frei aussuchen: Alu oder Stahl - kein Problem. Und: Stahl war nur halb so teuer. (wers genau wissen will: das war ein Fahrradlenker.)
Letztendlich bringt es auch nichts, über Sachen wie "Ausdünnung des Angebots" oder "Bedarfsdeckung" zu philosophieren - die Gewinne werden im Bereich der Bedarfsweckung gemacht: wo ein einfacher Hobbybasteler wie ich meinen soll, eine Maschine sei nur dann wirklich gut und nützlich, wenn sie auch grün sei.
Wenn das Kartellamt die am Hintern hat, dann sollen sie zahlen und beichten und in sich gehen. Die sind Nutznießer dieses Systems, genau wie jeder von uns. Und genau wie jeder von uns halten sie sich an die vorgegebenen und verabredeten Regeln. Genaugenommen haben die versucht, sich an der Verfassung vorbei zu mogeln. Das man das nicht darf, und dass das dann kostet, wenn mans trotzdem macht - das zumindest sollte klar sein.
Andreas