Freude Thread

Rookie77

ww-robinie
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Womit das zu vergleichen ist, ist gar nicht mal so einfach.
Nehmen wir einfach die beiden größten Hersteller Fender und Gibson (wer sich für Gründer interessiert sucht mal nach dem Buch "Fender - Ein Sound schreibt Geschichte (er war quasi der Henry Ford der Gitarrenbauer und hat das nicht mal gelernt).

Fender nehmen wir jetzt als Festool und Gibson als Mafell. Als Vergleich zur Gitarre nehmen wir eine Tauchsäge (nicht preislich gesehen), bei der jeder Hersteller noch eine weitere Richtung in der Anwendung hinzugefügt hat. Beide Sägen kann man grundsätzlich für dieselbe Tätigkeit nutzen, jedoch klingen die Motoren anders. Zusätzlich haben die Hersteller einige Bauteile angepasst und damit fast ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen.

Wer Soundbeispiele braucht:

Mark Knopfler - Dire Straits - Sultans of Swing (der typische In between Sound(kann man googlen) einer Fender Stratocaster).

Slash - Guns n Roses - Sweet child o mine (eine Gibson Les Paul in Verbindung mit einem Marshall Verstärker in Reinform).

Alternativ Gary Moore in seiner Blues Phase. Da wurde auch die Les Paul gespielt.

Jetzt wird's spannend. Fender hat bei seinen Modellen so genannte Single Coil Tonabnehmer (sechs Magnete in einer Fassung, tausendfach umwickelt mit Draht, einspulig) verbaut, die man unterschiedlich schalten konnte (damals mit einem Trick dann auch für diesen in between Sound). Dazu gab es bei der Stratocaster ein sogenanntes Vibrato System (mit dem man per Hebel die Saiten dehnen oder entlasten konnte).

Gibson hat hauptsächlich Humbucker, also doppelspulige Tonabnehmer verbaut (legendär sind die sogenannten PAF). Ein großer Unterschied war auch, dass Gibson vor den elektrischen "Brettgitarren" sehr kunstvolle Instrumente gebaut hat und das auch bei der Les Paul machen wollte. Also war die Decke gewölbt (etwas, das Fender handwerklich nicht konnte. Schließlich war die Les Paul eine direkt Reaktion auf die erste Fender Esquire/Broadcaster/No Caster/Telecaster (das mit dem Namen war anfangs nicht so einfach)), der Hals war in den Korpus eingeleimt (auch im Klang ein Unterschied zu den Fender Modellen) und sie war reich verziert.

Als die beiden dann miteinander gerangelt haben, kamen andere Hersteller von Zubehör Teilen auf die Idee, dass man Gitarren doch auch verändern oder tunen kann. Also würde ein Vibrato System zum nachrüsten von Paul Bigsby (gebaut aus Teilen einer Harley Davidson) angeboten und auf diverse Gitarren montiert. Hersteller von Tonabnehmern waren fleißig und kreativ und haben die unterschiedlichsten Modelle auf den Markt gebracht.

In den 70er-80er Jahren steckten Fender und Gibson dezent in der Krise und kleinere Hersteller machten sich ran, ein Stück vom Kuchen zu klauen. Ein gewisser Wayne Charvel hatte eine Reparaturwerkstatt und dort regelmäßig Modelle von Fender auf dem Tisch liegen, bei denen die Besitzer mehr Output haben wollten. Also baute er die Singlecoil Tonabnehmer aus und setzte Humbucker rein. Bei der Gelegenheit flog dann noch das Originale Vibratosystem aus der Gitarre raus und es wurde ein so genanntes Floyd Rose Tremolo eingebaut. Damit konnte man die Seiten viel stärker ziehen und auch "Dive Bombs' machen. Also die Saiten extrem entlasten (jemand, der das Exzessiv betrieben hat, war z.B. ein gewisser Eddie van Halen).
Mit diesen Umbauten kam eine neue Gattung ins Spiel. Die "Superstrats". Eine getunte Hot Rod Stratocaster die auf brachialen Output getrimmt war. Werden z.B. auch bei den Gitarristen von Iron Maiden eingesetzt.

Somit schließt sich der Kreis, was meine Charvel und Gibson angeht.

Lange Rede, kurzer Sinn. Mit jeder Art von Gitarre kann man prima Musik machen, es gibt jedoch auch Modelle, die von Klang her fast einzigartig sind. Und dazwischen gibt's auch alles mögliche. Viel Voodoo gehört auch noch dazu und vermutlich war der Roman jetzt auch viel zu lang. :emoji_joy:

Heutzutage bauen Hersteller auch viele unterschiedliche Serien, passend für jeden Geldbeutel. Meine Charvel z.B. (Charvel gehört seit vielen Jahren zu Fender) wurde in Mexiko gebaut, es gibt aber auch USA Modelle. Gibson baut seine Modelle nur noch in den USA, für andere Länder ist derzeit Eigenmarke Epiphone zuständig.
 
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