Seine Preise zu verteidigen ist ja auch völlig richtig. Sofern die Grundlage der Kalkulation angemessene Stundensätze (das ist natürlich wieder Ansichtssache) und Materialaufschläge sind, darf man die Preise auch mit Sebstbewusstsein nennen.
Es ging mir hier nur um die Art der Verteidigung. Ich kann gut nachvollziehen, dass man sich in seinem Ehrgefühl gekränkt fühlen kann, wenn einem Abzocke unterstellt wird (oder man das Gefühl hat, dass es so ist). Eine emotionale Antwort führt aber ebensowenig weiter wie eine Verzettelung in den Argumenten.
Als Selbständiger betrachte ich die mir genannten Stundensätze immer von beiden Seiten und bin sicher auch bereit, reelle Preise zu zahlen. Aber auch bei mir gibt es Grenzen.
Kürzlich war ich mit einem Bekannten in einem Peugeot Autohaus. Für die Reparatur waren Stundensätze von 90 bis 120 Euro, je nach Aufgabengebiet, ausgewiesen. Da ich über 30 bin, rechne ich noch ab und an in DM um. Hallo? 240DM für einen Automechaniker?? Geht's noch? Bin ich bei Rolls Royce? Wenn die meinen, sich einen Glaspalast hinbauen zu müssen, dann soll der Chef seine Privatentnahmen reduzieren!
Es war nicht mein Auto, also musste ich die Preise auch nicht bezahlen. Sollte ich aber jemals einen Peugeot fahren, werde ich dort mit Sicherheit nicht hingehen. Denn hier fühlte ich mich abgezockt. Der Händler hätte mir stundenlang erklären können, was eine Hebebühne kostet, wie viele Mechaniker er bezahlen muss, welche Werkzeuge angeschafft werden mussten, etc.pp. Ich wäre trotzdem uneinsichtig.
Es hätte dem Händler also nichts gebracht, mir seine Preisgestaltung zu erklären. Mehr als einmal schon gar nicht; wahrscheinlich hätte ich ihm beim dritten Mal gar nicht mehr zugehört.
Was ich damit sagen will: Preise haben immer zwei Seiten. Und ich kenne die Situation wirklich selbst. Windows Server 2003? Das sieht doch genauso aus wie Windows XP! Kann doch nicht so kompliziert sein! Mein Neffe liest die Computerbild, wenn ich dem 15€ die Stunde gebe, kann der das sicher auch!
Soll ich dem Kunden jetzt erklären, dass ich ein Büro habe, Strom, Telefon, Angestellte, PCs und Server bezahlen muss und er doch bittebittebitte meine diesbezüglichen Kosten übernehmen soll? Das kann kein Argument sein! Was interessieren den Kunden meine Kosten? Ich kann ihm lediglich eines anbieten: qualitativ hochwertige Arbeit. Findet er meinen Preis dann immer noch zu hoch, wird er nicht mein Kunde. Daran würde auch eine weitere Diskussion nichts ändern.
Ärgert euch nicht über diejenigen, die eure Preise hoch finden. Denn im Grunde genommen haben sie Recht: sie sind hoch. Aber zwischen hoch und ungerechtfertigt gibt es ja noch Luft.
Gruß kobalt