Kirchner Bandsäge restaurieren

GertG

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Ich bin im normalen Leben ja eher so der Maskengegner und verkneife mir auch sonst irgendwelche Sicherheitstips.
Aber beim Schleifen von Metall mit Fächerscheibe rate ich Dir dringend eine Maske an.
Und nicht nur so eine popelige Papiermaske, sondern ein richtiges Teil aus Gummi oder Silikon mit Ventilen und auswechselbaren Filtern.
Eine 3M 6002C oder in der Art.
Vor allem die losgelösten Schleifkörper der Fächerscheibe hängen als Wolke noch stundenlang in der Luft und sind lungengängig.

Ansonsten:
Guter Fortschritt.
So sah meine auch nach dem Schleifen aus. Könnte man jetzt so auch lassen, fett grundieren und dann Lack drauf.
Aber weil ich auch auf Tool Porn stehe, hab ich damals den kompletten Gußkörper mit Feinspachtel abgezogen.
Ich hab das zwar glatt bekommen, aber nicht ganz eben. Da hätte man kiloweise Spachtel aufbringen müssen, der dann beim ersten Clinch mit Massivholz wieder abgeplatzt wäre. Mir reicht es so aber.

Auf dem ersten Bild sieht man auf der senkrechten Fläche noch eine Nummer 495 - keine Ahnung, was die bedeutet. Für eine Maschinennummer ist die aber zu kurz.
Das sind Nummern der Gießerei, die diese Körper gegossen haben. Die meisten mittelständischen Maschinenhersteller hatten keine eigene Gießerei im Haus, sondern haben das als Lohnauftrag vergeben. Ist heute noch so.

Die Nummer kann die Chargennummer sein, damit man eventuelle Ausreißer bei der Legierung zuordnen kann.
Wahrscheinlicher aber die Zahl, die zeigt, wie häufig man das Holzmodell schon im Sand abgeformt hat.
Die verschleißen ja auch durch Verzug und Abnützung der Oberfläche, die mit jeder Abformung unebener und rauher wird.
 

U.Tho

ww-robinie
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fett grundieren und dann Lack drauf
Ich hatte heute Vormittag für einen Moment die Idee, einfach Klarlack drauf ... (wahrscheinlich aber eher nicht)
Schleifkörper der Fächerscheibe
Habe mir da auch schon Gedanken gemacht aber eher, ob die alte Farbe nicht irgendwelche Giftstoffe enthält (Blei etc.). Ich habe das Teil aber beim Arbeiten ins offene Tor gestellt, da geht etwas Wind und transportiert den Staub weg. Werd mir aber trotzdem mal so ne FFP2 aufsetzen - fällt man heutzutage ja gar nicht mehr mit auf. :emoji_grin:
Das Ganze besteht ja aus mehreren Teilen, die zusammengeschweißt wurden, auch das Logo "Kirchner" ist separat gegossen.
Kleines Problem beim Schleifen - diverse schlecht zugängliche Ecken und Kanten, da werde ich irgendwie manuell etwas rumkratzen müssen.

Naja, 3/4 habe ich fertig aber die geschätzten 6 Stunden habe ich schon rum - oben noch die schwierigen Ecken:
IMG_20210503_151052.jpg
 
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GertG

ww-robinie
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Ich hab die Ecken mit ner Bohrmaschine und einer biegsamen Welle gemacht.
75er Drahtbürste brachte mir den besten Kompromiss aus Handlichkeit und Abtragung.

Aber so genau kommt das eigentlich auch nicht, wenn der Altlack fest sitzt und sowieso dick drüberlackiert wird.

Nimm eine Grundierung, die am besten der späteren Wunschfarbe nahe kommt.
Mit weißer oder hellgrauer Standard-Universalgrundierung tust Du Dir keinen Gefallen.
Da hast Du schon in der ersten Woche helle Macken im Decklack drin.

Ich habe für meine Säge "Erbedol Schlepperlack" genommen.
Sehr gut zu verarbeiten, guter Verlauf, schnell trocken und ziemlich schlagfest.
Billiger als Baumarktplörre sowieso.
 

U.Tho

ww-robinie
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Nimm eine Grundierung, die am besten der späteren Wunschfarbe nahe kommt.
Gute Idee - ich werde eh erst alles Grundieren, nach und nach, wie ich die Teile sauber habe. Decklack soll ziemlich schwarz werden, vielleicht etwas blau drin. Midnight black and a touch of prussian blue for the happy little bandsaw - würde Bob Ross sagen. :emoji_grin:
 

U.Tho

ww-robinie
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@GertG @Dietrich @fahe @Herr Dalbergia
Ist zwar noch nicht so weit, aber ich mache mir schonmal Gedanken ob ich (wenn`s soweit ist) von Transmissionsriemen auf Keilriemen umbauen soll. Würdet ihr mir dazu raten oder lieber nicht, wenn ja, mit 1, 2 oder drei Riemen?
 

poeschl

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Ist zwar noch nicht so weit, aber ich mache mir schonmal Gedanken ob ich (wenn`s soweit ist) von Transmissionsriemen auf Keilriemen umbauen soll. Würdet ihr mir dazu raten oder lieber nicht, wenn ja, mit 1, 2 oder drei Riemen?

Ich klinke mich hier mal kurz ein, weil ich das Thema auch vor kurzem bei meiner „kleinen“ hatte :emoji_grin: Ich hab bei mir zurzeit 2 (von 3 möglichen) Keilriemen eingebaut, klassische Form der Größe B (17mm). Angetrieben wird von einem 5,5 kw Motor im Stern - Dreieck. Das ist für die Riemen absolut kein Problem, da rutscht gar nix durch. Und durch die Motorleistung und die große anzutreibende Masse (meine Säge hat 6cm breite Räder mit 1m Durchmesser, die wiegen mit Welle usw sicher 100kg) ist da schon ordentlich Belastung drauf. Also mit Keilriemen bist du auf der sicheren Seite, ist auch zum spannen leichter.
 

GertG

ww-robinie
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Keilriemen ist natürlich die modernere Art.
Für die Dimensionierung gibts Rechner auf den Herstellerseiten im Web.
Da steht dann auch, welcher Riemen und wieviel davon dann parallel.

Der alte Flachriemenantrieb ist allerdings millionenfach bewährt und natürlich authentischer als der Keilriemen.
Wenn alles vorhanden ist und auch funktioniert, würde ich persönlich das aus optischen Gründen lassen.
Ist natürlich Geschmackssache.
Technisch ist der Keilriemen in so fern besser, als daß er leiser (die Verbindung des Flachriemens hört man immer über das Rad laufen) läuft und doch deutlich schmaler baut.
Allerdings sollte man die Kosten für Keilriemenscheiben nicht unterschätzen.
www.maedler.de kennst Du sicher schon, oder?



Ich hab an meiner Säge einen uralten Webmaschinenmotor der Firma Schorch, die seit 100 Jahren in Sichtweite des ursprünglichen Standortes meiner Bandsäge, einer Bekleidungsfirma, in Mönchengladbach produzierte...immer noch und bis heute.

In Mönchengladbach sind viele große Hersteller teils Tür an Tür gewesen
Die Maschinenteile wurde quasi von einer Firma zur anderen mit dem Stapler quer über die Straße gefahren und dort direkt verbaut.
Ich hab übrigens noch ein 3-Rollen Bandsäge der Firma Köllschen mit 1200mm Durchlass.
Die ist auch nur eine Straße weiter gebaut worden.

Wer die haben will, kann sich melden.
Ich brauche die nicht mehr, weil ich die Arbeiten, die ich früher damit gemacht habe, jetzt an der Kopierfräse mache.
 

fahe

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...wenn ich irgendwann mal so weit bin, mein Gußmaschinchen wieder zum Schnurren zu erwecken, ist der Plan schon, ihm standesgemäß einen neuen chromledernen Flachriemen zu spendieren. Sollte der irgendwann nerven, kann man immer noch umbauen.
 

schrauber-at-work

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@kberg10 : Auf dem Gussmonster meines Vaters läuft ein Ultraschall verschweißter Flachriemen (an der Schweißstelle sind "Keilzinken") aus PU mit Kevlar Zugeinlage.
Zeitgemäß, bezahlbar, haltbar und ohne Probleme zu beschaffen.
Wenn die Riemenscheiben noch ballig sind gibt es m.M.n. keinen Grund auf Keilriemen umzubauen.
Gruß SAW
 

U.Tho

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wasmachen

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@kberg10 : Auf dem Gussmonster meines Vaters läuft ein Ultraschall verschweißter Flachriemen (an der Schweißstelle sind "Keilzinken") aus PU mit Kevlar Zugeinlage.
Zeitgemäß, bezahlbar, haltbar und ohne Probleme zu beschaffen.
Wenn die Riemenscheiben noch ballig sind gibt es m.M.n. keinen Grund auf Keilriemen umzubauen.
Gruß SAW

Gibts mehr Info zu so n Riemen? Bilder?
 

U.Tho

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Ich habe übrigens 12 Stunden gebraucht, um den Grundkörper zu säubern (gestern fertig) - seit ich vor über 30 Jahren von Bord gegangen bin habe ich nicht wieder so viel Farbe und Rost bearbeitet :emoji_grin:
Fächerscheibe und Drahtbürste haben am Besten gearbeitet.
Hier in den schwieriger zugängigen Bereichen (oben drin) Rost, Farbe, Sägespäne. Habe einen alten Steinbohrer in den Akku gespannt und habe damit wie ein Zahnarzt diese Flächen bearbeitet (Vorherbild):
IMG_20201120_111113.jpg
Mit dem alten Bohrer ging das recht gut - seitlich gehalten, wirkt wie mit kleinen schnellen Hammerschlägen. Kommt man auch so ziemlich in jede Ecke.
Das ganze Ding ist ja auch hohl, da kommt man eh nicht überall hin.
Jede kleine Ecke kriegt man nicht, da müsste man Sandstrahlen.
 
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GertG

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Oha, da war aber richtig Rost drauf.
Da hatte ich mit meiner mehr Glück; nur alter Lack und der Dreck von 100 Jahren in einer Verpackungsschreinerei.

Kennst Du so was?
https://www.pro-lift-montagetechnik.com/19-Nadeln-Druckluft-Nadelentroster-Entroster-NBH19SJ-02264
Das benutze ich bei meinen alten Traktoranhängern.
Deren Fahrgestell aus U-Stahl sieht nach Jahrzehnten Freiluftbewitterung in Verbindung mit Silage oder Mist auch oft so aus.
Da geht auch dieser dicke Schuppenpanzerlack mit ab.
Die damit erzielte Oberfläche reicht für eine direkte Weiterbehandlung mit "Rostegal" aus.
 
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GertG

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Noch was zu den Lagern; auch wenn Du noch nicht soweit bist.
Sind bei Deiner Maschine an den Rollen normale Wälzlager oder Pendellager verbaut?
Bei meiner sind Pendellager drin.
Sicher weniger ein Zugeständnis an ein Verformen der (dicken und sehr kurzen) Achse durch dynamische Last als durch die damals noch nicht sehr geringen Fertigungstoleranzen der Lagerschilde und der Parallelität der Lagerbohrungen.

Wenn Du Platz dafür findest (die bauen etwas breiter), solltest Du die verwenden.
Die kosten kaum mehr, aber laufen dann spannungsfrei.
 

U.Tho

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Oha, da war aber richtig Rost drauf.
Aber nur da im inneren Bereich - außen war das deutlich weniger schlimm.
Kennst Du so was?
Ja, müsste dann aber extra einen Kompressor anschaffen.
Damit muss ich mich noch beschäftigen. Unten ist glaube ich ein Gleitlager (mit Ölmitnehmerring), oben was anderes. Die Schmierstellen sind rot gekennzeichnet, lässt zumindest hoffen, dass die auch gepflegt wurden - schau mer mal.
 

poeschl

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Bist an dieser Stelle willkommen, kannst auch gerne Bilder von Deiner "Kleinen" posten und was dazu erzählen.

Sehr gerne, auch wenn es sich nicht um eine Kirchner handelt. Trotzdem gibt es ja bei den alten Gussmonstern Ähnlichkeiten, wodurch ich dir vielleicht doch noch helfen kann :emoji_slight_smile:
Kurze Vorstellung (aber ich glaube, du hast den Thread von mir damals eh gesehen https://www.woodworker.de/forum/thr...ter-vorstellung-aldinger-gussbandsäge.116540/): Ich hab ne alte Aldinger, Baujahr leider unbekannt (wer etwas weiß bitte melden!). 5,5 kW motor, Raddurchmesser 1 Meter, Gewicht schätzeich auf etwa 1 Tonne, maximale Schnitthöhe 60cm, Gesamthöhe ca 2,75m mit Holzpodest und Bandlänge irgendwas mit 7 Metern.
Viel musstr ich da nicht machen: Zur Sicherheit habe ich die 4 Lager für die Räder erneuert, aber ansonsten alles nur gesäubert und geschmiert. Gut, das Podest musste ich noch bauen, weil ich kein Loch für das untere Rad in den Boden stemmen wollte :emoji_grin:
Der originale Motor war leider nicht mehr vorhanden, den jetzigen habe ich daher etwas versetzt auf dem Podest positioniert. In dem Zuge habe ich die Schnittgeschwindigkeit über eine neue Riemenscheibe am Motor so eingestellt, dass ich auf ca. 27 m/s komme (glaube ich, bin mir gerade nicht mehr zu 100% sicher).

Ich häng jetzt nur mal 2-3 Bilder an, wer mehr sehen will kann das im verlinkten Thread ansehen :emoji_slight_smile:

Auch wenn ich mich in meine Aldinger verliebt habe, diese alten Kirchner sind schon auch der Hammer. Für mich ist das einfach Kunst, die könnte ich mir auch ins Wohnzimmer stellen :emoji_grin: Dieses typische „Schild“ mit den Bild drauf - ein Traum
 

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U.Tho

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mit Feinspachtel abgezogen
Was hast Du da hergenommen? Will die gröbsten "Löcher" auch etwas zuspachteln. Habe ja sogar ne Luftblase (3. Bild) im Guss freigelegt.
IMG_20210522_093624.jpg IMG_20210522_093648.jpg IMG_20210522_093728.jpg
Gespachtelt wird nach dem Grundieren. Sollte die Tage mit der Post kommen, habe aber gerade eh keine Zeit (Baustelle).
 

GertG

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So ganz normalen 2K-Polyesterspachtel von Presto.
Gibts in jedem Baumarkt.
Und lieber direkt ne große Dose (2,5Kg) holen, weil da doch schon was draufgeht.
Mit 500gr. kommt man nicht weit.

Ich hatte erst Feinspachtel auf Nitrobasis, aber da bekommt man keine vernünftigen Schichtstärken mit hin und wartet trotzdem ewig, bis man wieder mal schleifen kann.

Der für den Polyesterspachtel nötige MEKP-Härter ist allerdings ziemlich aggressiv gegenüber ungeschütztem Stahl.
Auch beim Auto unterrostet der gerne.
Ich würde deshalb vor dem Spachteln den ganzen Gußkörper erst mal grundieren.
Hinterher, wenn einige Stellen nach dem Spachteln und Schleifen durchgeschliffen worden sind, dann vor der Endlackierung noch mal mit Grundierung drüber.

Weil das erst mal ziemlich Spaß macht und auch hinterher gut aussieht, solltest Du Dich aber trotzdem am Riemen reißen und nur die großen Sichtseiten des Gußkörpers spachteln.
Ich hab da im Überschwang der Gefühle zu viel gemacht. Und wenn man einmal eine Ecke angefangen hat, muß man den Rest dann auch, weils sonst blöd aussieht.
Das war dann nicht mehr lustig.
 
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