Hallo zusammen,
ich kann natürlich verstehen, dass es "weh tut" wenn die erste Macke in die Siebdruckplatte kommt. Gerade wenn man soviel Arbeit in ein Projekt gesteckt hat leidet man natürlich umso mehr.
Trotzdem halte ich die Siebdruckplatte nach wie vor (vor allem für meine Bedürfnisse) für die beste Wahl. Sie ist formstabil und arbeitet nicht wie Massivholz, ist glatt und rutschig und somit ideal für einen Maschinentisch und last but not least extrem robust durch den Schichtaufbau im Kantenbereich. Allerdings hat die Siebdruckplatte auch einen Nachteil: die Oberfläche ist schwarz, dunkel und man sieht daher auch sofort jeden Kratzer oder jede Delle. Die Optik wird dadurch beeinträchtig, die Funktion jedoch nicht!
Ich hatte mir natürlich auch vorher Gedanken gemacht, welches Plattenmaterial sich für eine solche Multiwerkbank am besten eignet und viele andere Plattenmaterialien hatten leider (in meinen Augen) schwerwiegendere Nachteile als Siebdruck- bzw. Filmbeschichtete Multiplexplatten:
1. MDF-Platten wie z. B. beim MFT sind im Kantenbereich sehr druckempfindlich und vor allem bei hohen Kräften im Bereich der Bohrungen beim Einsatz von Spannelementen und Bankhaken nicht optimal.
2. Kunststoffbeschichtete Spanplatten sind ebenfalls im Kantenbereich und in den Bohrungen zu instabil bzw. noch instabiler als MDF-Platten
3. Massivholz arbeitet zu sehr und ist daher als Grundplage für einen Maschinentisch sehr ungünstig.
Lediglich Buche Multiplex (durch und durch Buche!) hatte ich noch in die engere Wahl gezogen, aber schlussendlich verworfen, weil ich die Oberfläche hätte behandeln müssen.
Wer diesen Aufwand jedoch nicht scheut hat hier sicher eine hellere und rein optisch nicht so empfindliche Oberfläche. Obwohl auch hier genau so viele Dellen und Kratzer reinkommen, wie in eine Siebdruckplatte - sie fallen halt nur nicht so auf ...
Ganz nebenbei bemerkt sind übrigens seit Jahrzehnten viele Lochreihenbohrautomaten im professionellen Schreinerbetrieb mit solchen glatten phenolharzbeschichteten Platten versehen. Ich habe selbst eine solche Maschine in der Werkstatt und in der Platte sind unzählige Kratzer und Dellen drin. Den Löchern, die ich darauf bohre sieht man das aber nicht an und das ist doch das Wichtigste - oder?
Was kann man aber tuen, um die Gefahr von Kratzer und Dellen zu vermeiden:
1. Ich habe mir für meine Multiwerkbank eine weißbeschichtete 5 mm dicke Hartfaserplatte als Plattenschutz zugeschnitten, die ich z. B. immer beim Verleimen einsetze.
2. Ich lege bei Schleifarbeiten immer eine 20 mm dicke Styroporplatte unter das Werkstück bzw. auf die Werkbank. Das mache ich übrigens auch bei einer normalen Hobelbank so, und zwar nicht um die Bankfläche zu schützen, sondern meine Werkstückflächen. Denn vor allem bei furnierten Platten reicht schon ein kleiner Span oder Staubkrümel aus und schon hat man ne Macke im Werkstück und ihr könnt mit glauben, dann könnt ich die Wand hochgehen - dann ist am besten keiner in der Werkstatt!
Die Werkbankfläche ist mir auf jeden Fall in dem Moment dann schnurzpiepegal ...
Was ich damit auch sagen will: Die Werkbank ist nicht das Ziel, sondern das Mittel zum Zweck, um hochwertige schöne Möbel herzustellen, die dann am besten keine Macken und Dellen haben. Wenn die Werkbank dabei Macken bekommt, zeugt das doch nur von einer ausgiebigen Benutzung und dafür wurde Sie doch schließlich gebaut.
Allerdings würde ich trotzdem eine Sache beim Bau einer zweiten Multiwerkbank ganz klar ändern: Ich würde die Platte nicht mehr mit dem Unterzargengestell fest verleimen, sondern nur noch verschrauben, um sie später einfacher austauschen zu können.
Aber das Schöne beim Selbstbau einer solchen Multiwerkbank ist ja, dass das jeder so machen kann, wie es für ihn nach Abwägung aller Vor- und Nachteile am Besten erscheint und das ist leider immer subjektiv - so auch in meinem Fall.
In diesem Sinne nicht über die Kratzer auf der Werkbank ärgern, sondern über die darauf kratzerfrei gefertigten Möbel freuen!
Schöne Grüße
Guido