Hallo,
Das ist eine sehr ich-bezogene Sichtweise, die mir absolut missfällt.
Da schwingt mit: ich werde ausgebeutet, mir steht mehr zu, ich bin doch besser wie die anderen...
Kannst du auch ganz kurz die anderen Dinge sehen? Du bekommst eine Ausbildung, entwickelst dich weiter, jemand kümmert sich um dich und du wirst dafür entlohnt.
Das man Arbeitsleistung gegen Geld tauscht ist ein weltweit verbreitetes Modell. Das gute ist, hier zwingt dich keiner dazu.
Ok, dann ist das falsch rüber gekommen.
MICH.betrifft das ganze gar.nicht. Ich hatte als Zimmermann eine recht hohe Vergütung der Ausbildung (1000,-Euro+) , zweitens ist das mein absoluter Traumjob, alles gut. Aber immer, wenn ich mit jüngeren bekannten.vom Fußball oder so gesprochen habe, die durchaus Interesse am Handwerk gezeigt haben kamen diese, aus meiner Sicht nachvollziehbaren, Argumente
Und, dass man eine Ausbildung erhält ist klar aber als ich Zimmermann gelernt habe, hat n Tischler Azubi glaube ich so was um 250-300 Euro bekommen. Denke, dass das keiner als angemessen erachtet.
Ne Ausbildung bekomme ich als Maurer, Zimmermann, versicherungskaufmann, Schifffahrtskaufmann und Co auch allerdings zu einer deutlich höheren Vergütung von um und bei 1000,- Euro. Und zumindest in letzteren berufen ist der Lehrlingsdrill nicht so verbreitet.
Habe hier auch mal n Thread gesehen, wo es darum ging was für “tolle“ Streiche man den Lehrlingen gespielt hat. Fanden hier viele ganz toll. Ich hab nur mit dem Kopf geschüttelt. So was ist lustig, wenn man sich irgendwie auf Augenhöhe begegnet aber aus der überlegenen machtposition heraus sorgt das nicht dafür, dass der Lehrling sich gut fühlt und mit Selbstvertrauen und einer gewissen selbstverständlichkeit arbeitet. Das werfen viele Gesellen dann aber den Lehrlingen vor.
Und bezüglich was besseres:
Ich finde ehrlich gesagt, dass man als Handwerker oft genug wie ein Mensch zweiter Klasse behandelt wird. Das klingt jetzt dramatischer als ich es meine aber wenn im Büro mitten im Winter bei minus 10 ° die Heizung ausfällt, dann gehen die Leute nach Hause. Wenn die Klos nicht funktionieren ebenso. Da würde keiner bleiben, wenn der Chef mal fix n dixi hinstellt.
Von Handwerkern wird das immer erwartet und einige Kunden meckern, wenn du bei -3° und schneeregen einpackst und andere lassen dich nicht zu Hause auf ihre Toilette, damit du nichts dreckig machst. War einmal ganz toll, als die Azubine ihre Regel hatte und das dixi halb eingefroren war.
Das ist alles nichts was MICH sehr stört. Es fällt mir vielmehr auf. Also worauf ich hinaus will: als was besseres fühlen, davon sind wir meilenweit entfernt.
Und dass es auch anders geht sieht man an norwegen. Unser Austausch Azubi war entsetzt unter was für primitiven Bedingungen (was Hygiene angeht) wir arbeiten müssen. Da muss es auf jeder Baustelle einen beheizten Klo und Aufenthaltscontainer geben mit fließend Wasser.
Nochmal: es geht mir hier nicht darum groß rum zu heulen. All das wusste ich vorher und komme soweit gut klar. Die meisten Kunden sind auch extrem nett und dankbar, nur ab und zu hat man solche Idioten. Mir geht es eher darum: warum muss das so sein? Warum wird das als normal vorausgesetzt? Und all das steigert nicht gerade die Attraktivität des Berufs