Umschulung Handwerk

CON

ww-pappel
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Moin Handwerker und Handwerksliebende,

wie der Titel bereits sagt möchte ich nach ein paar Jahren in der Informatik, ins Handwerk umschulen. Grund: Ich kann nicht über 8h jeden Tag stillsitzen. (Ich weiß, dass es Tische zum stehen gibt) und ich bin bin familiär Vorgeschädigt. Sprich, sie sind durchweg Macher, egal was anfiel wurde Selbst gemacht: Trennwand, Treppe, Parkett, alte Möbel kaputt, scheiße sogar die Fassade von der 5 Wohnungen, Gründerzeit Familienfestung haben wir selbst abgeschlagen und erneuert. (Die besten Sommerferien meines Lebens)
Nun zum Wesentlichen: Ich möchte Tischler werden, der Baustoff Holz hat es mir angetan. Der Fakt, dass jedes Stück seine Macken hat und individuell bearbeitet werden muss reizt mich sehr. Aber vor allem Der GERUCH, es gibt wenige Gerüche, die mit einem frisch gesägten Stück Nadelholz mithalten können. Ich schweife schon wieder ab.
Ich suche nun einen Betrieb in dem ich auch tatsächlich lerne mit dem Werkstoff zu arbeiten, am besten einen, der zwar die alten Methodiken nicht vergessen hat, aber trotzdem modern arbeitet, mit frischen, revolutionären oder einfach auch nur alternativen Konzepten. Ich kann mir aktuell kaum etwas schlimmeres Vorstellen, als jeden Tag, Tag ein Tag aus, das gleiche zu tun. Versteht mich nicht falsch, Routine ist wichtig und kann etwas sein, dass einen durchalten lässt, aber sie macht auch träge und hemmt die eigene Entwicklung.

Wenn ihr also schon einmal in einen Betrieb gestolpert seid und euch im positiven gedacht habt: "Wow so habe ich das bisher noch nie erlebt, wusste nicht, dass es solche Konzepte und Lösungen gibt. Dann immer her damit!

Vielen Dank
Conrad
 

happyc

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Einen a.d. Waffel
Deine Begeisterung liest sich gut…. :emoji_slight_smile:

Du gibst Erfurt als Wohnort an - bist du da gebunden, oder kannst bzw. willst du dich in (Mittel)Europa frei bewegen?
 

Christian81

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Fahr rum und schau dir Firmen an. Kann dir ein paar Probetage in einem Betrieb nur empfehlen! Schau dir die Arbeit dort ein paar Tage an, da merkst du schon nach zwei Tagen ob es was für dich ist. Kann dir aber auch sagen das es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht immer das idyllische Schreiner Leben gibt. Egal was für einen Betrieb du findest. Trotzdem ein toller Beruf und ich möchte nichts anderes mehr machen....
 

Mitglied 59145

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Viele der kleineren bis mittleren Betriebe gibt es ja, weil die Betriebsinhaber das gerne machen und mal eine Idee hatten.
Es klingt etwas so als würde du das "Nonplusultra" suchen. Das halte ich für etwas "hochgestochen". Such dir einen Betrieb beim dem du die Menschen symphatisch findest und die angebotenen Arbeiten dir gefallen. Das ist für eine Ausbildung mehr als ausreichend.

Was du baust ist erstmal zweitrangig, die erste Zeit wirst du eh erstmal zuarbeiten, der Rest kommt dann später.
 

borisffm

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Hallo Conrad,

ich kann Dir mit der Umschullung nicht helfen. Ich bin auch "macher" und arbeite schon seit über 30 jahre als Informatiker. Und das funktioniert zusammen sehr gut. Man soll nicht unbedingt 8 Stunden am Tag sitzen und auch nicht unbedingt 8 Stunden pro Tag arbeiten. Und als Informatiker bist Du dann auch im Elektronik und viele andere Bereiche für Deine "Macher"-Tätigkeit fit.
Und Informatiker momentan so gefragt wie nie. Und ich denke, das wird noch mehr. Und Du hast damit schon angefangen.

Viele Grüße

Boris
 

carsten

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Hallo

ich bin ja für eine realistische Einschätzung.
Tägliche individuelle Arbeit ist eher selten. Noch seltener ist allerdings der Geruch nach Holz oder sogar Nadelholz. Am ehesten noch beim Holzfensterproduzenten, aber das sind auch die "Schreiner" mit am wenigsten individuell.
Ich hab schon 8 Stunden an der Plattensäge, der Kantenanleimmaschine oder auch CNC gestanden.
Du müsstest also schon einen der sehr wenigen und raren Betriebe finden, die deinen Vorstellungen nahekommen. Deshalb auch die Frage in #2 wie mobil du bist.
Auch der Verdienst ist zu beachten. Während der Ausbildung, nennt sich das Ausbildungsvergütung. Und danach kann zwischen dem Lohn eines Schreiners und dem eines IT,lers der Faktor 2 liegen.
Die beiden oben genannten Motivationen dürften bei etwaigen Bewerbungen in 80 % der Fälle direkt in der Ablage P enden... mangelnde Auseinandersetzung mit dem Berufsbild.
Als Schreiner fertigt man zu 95 % neues und zwar Mackenfrei und zum Geruch hab ich ja schon gepostet das der mehr als selten in heutigen Schreinereien zu finden ist.
Ich will dich nicht demotivieren, sondern einen realistischen Ausblick geben. Um einen eben realistischen Einblick in das tatsächliche Berufsfeld zu erlangen würde ich einfach Versuchen mal ein paar Tage ein Praktikum zu machen. Im Anschreiben ehrlich sagen, dass man an eine Umschulung denkt und du den Beruf besser kennenlernen willst, um dir ein Bild zu machen. Interesse an handwerklichen Tätigkeiten, Faszination Holz würde mir schon mal reichen, um einem potenziellen Interessenten einfach mal die Chance zu geben den Beruf kennenzulernen. Der Aufwand für den Betrieb hält sich in Grenzen und Bedarf an Unterstützung ist sicher in den meisten Betrieben gegeben. Du wirst zwar nur Helfer sein, aber du kannst die "Kollegen" beobachten, was die so machen und die tatsächlichen Arbeiten in einer Schreinerei kennenlernen.
 

Mitglied 98162

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Ich finde auch, dass Du eine sagen wir mal - verklärte Ansicht - für einen Handwerksberuf hast. Als Informatiker kannst Du viel Geld verdienen und Dir von dem Lohn eine adäquate Hobby-Werkstatt einrichten. Wenn Du da dann ein paar Jahre gebastelt hast, kannst Du Dich ja immer noch umentscheiden. Auch als Tischler ist sind Informatikkenntnisse wohl immer mehr von Nutzen. Warum also nicht beides machen? In einer Hobbywerkstatt hast Du dann den Ausgleich für die (sorry) "Sesselfurzer-Tätigkeit". :emoji_wink:
 

magmog

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Guuden,

Ja, das liebe Handwerk! So schön, so selbstverwirklichend!

Es kommt ganz auf den Betrieb an, und wie man glaubt, dass der Beruf Spaß macht.
Im Tischlerhandwerk sehe ich mehr und mehr Kollegen, die bestellte Bauelemente auf den Bau karren
und dort nur noch montieren, oder für den Objektbereich am laufenden (Kilo-)Meter
Einrichtungen fertigen und montieren.
Nur ganz wenige führen noch das Handwerk als Handwerk aus, mit individueller Fertigung,
Massivholzverarbeitung ohne industriell gefertigte Leimholzplatten, mit großer Fertigungstiefe.
Auch das Tischlerhandwerk geht leider den Weg der Automechaniker, Sanitär-Heizungsbauer,
Fensterbetriebe, Flisenleger die nur noch kleben und Eckschienen verwenden, Elektriker.....,
als Handlanger der Industrie deren Zeugs verhökern, auf eigenes Risiko,
dann auf dem Bau karren, im Stau stehen, alles schleppen und zusammenknotzeln.
Wenn dann was schief geht oder der Industriekram taugt nichts,
ist wieder der Handwerker mit dem schwarzen Peter.
 

weissbuche

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Ich habe über 25 Jahre in der Lehrlingsausbildung gearbeitet und wir hatten in jedem Jahrgang jemand mit ähnlichen Vorstellungen vom Berufsbild des Tischlers. Spätestens nach dem ersten Praktikum haben die auch eingesehen, daß die Realität doch wohl eine Andere ist. Der Geruch in den meisten Tischlereien ist eine Mischung aus den Ausdünstungen der Holzwerkstoffe und der KAM, vermischt mit dem Geruch aus dem Spritzraum. Wochenlang Fenster und Türen einbauen ist auch nicht so abwechslungsreich, tagelang Platten zuschneiden und Kanten anfahren, siehe Carsten. Wir haben hier wohl 2-3 Tischlereien die überwiegend Massivholz verarbeiten, da stimmt der Geruch aber tagelang Bohlen auftrennen, hobeln und zu Leimholz verarbeiten erweitert auf Dauer auch den Horizont nicht merklich. Wie schon in anderen Beiträgen geschrieben, mach ein Praktikum, frag bei der Innung nach Betrieben und entscheide dann.
 

heiko-rech

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Hallo Conrad,
es gibt bestimmt noch Betriebe, die so arbeiten, wie du dir das vorstellst. Aber die sind selten und werden auch entsprechend viele Bewerber haben. Da musst du also schon mehr mitbringen, als ein etwas idealistisches Bild des Tischlers, dem du irgendwann entsprechen möchtest.

Die Realität in den meisten Tischlereien hat nichts damit zu tun, was man so auf YouTube von so manchem Tischlermeister/innen oder Gesell/ innen in schönen Video sieht. Da schließe ich meine Videos nicht aus. Ich bin jetzt schon einige Jahre aus dem Tischleralltag raus und darüber freue ich mich sehr. Denn das, was ich täglich mache, entspricht dem, wie so mancher sich den Alltag als Tischler vorstellt. Zumindest auf den Teil in der Werkstatt bezogen :emoji_slight_smile: Einzelstücke mit aller Zeit der Welt anfertigen, Zinken von Hand machen, viel Massivholz, keine Computer in der Werkstatt etc. Mit der Ralität in den meisten Betrieben hat das nichts zu tun.

Das Tischlerhandwerk hat es leider bisher nicht geschafft, in den "neuen" Medien ein realistisches Bild dieses Berufes zu zeigen. Das überlässt man lieber den einschlägigen Influencern. Und dann denken immer mehr Leute, das sei das echte Handwerk.

Dabei kann auch das moderne Tischlerhandwerk seine ganz eigenen Reize, fernab der Massivholz-Romantik haben. Mir machte zum Beispiel die Arbeit an den großen CNC-Maschinen und das Programmieren immer sehr viel Spaß. Auch Werkstoffe wie Minreralwerkstoff und diverse Kunststoffe und Beschichtungen sind schon toll, wenn sie richtig eingesetzt werden.

Im Alltag ist es jedoch auch so, dass du als einfacher Geselle in erster Linie die Ideen anderer umsetzen musst und deine eigenen Ideen hinten anstehen müssen. Es sei denn, du schaffst es in eine planende Führungsposition oder zum eigenen Betrieb. Dann wird dir aber oft die Zeit fehlen, diese Ideen praktisch umzusetzen, weil du viel am PC im Büro sitzen musst.

Der Beruf des Tischlers kann sehr interessant und vielseitig sein, aber auch eintönig und langweilig. Es kommt da sehr auf den jeweiligen Betrieb an. Also beherzige den Rat, den du jetzt schon mehrfach bekommen hast und schau dir möglichst viele Betriebe an, bevor du dich in einer Idee verrennst, deren Umsetzung du irgendwann bereuen wirst.

Gruß
Heiko
 

hlzbt

ww-esche
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irgendwo
Ich möchte Tischler werden, der Baustoff Holz hat es mir angetan. <...>
Was denn nun - "Holz" oder "Tischler"? => Es gibt auch Zimmerer (erscheint mir gerade unter dem Aspekt "Innovation im Bau" und Ökologie spannender), Bootsbauer, Instrumentenbauer, ...
Ich suche nun einen Betrieb in dem ich auch tatsächlich lerne mit dem Werkstoff zu arbeiten, am besten einen, der zwar die alten Methodiken nicht vergessen hat, aber trotzdem modern arbeitet, mit frischen, revolutionären oder einfach auch nur alternativen Konzepten.
siehe unten
Ich kann mir aktuell kaum etwas schlimmeres Vorstellen, als jeden Tag, Tag ein Tag aus, das gleiche zu tun. Versteht mich nicht falsch, Routine ist wichtig und kann etwas sein, dass einen durchalten lässt, aber sie macht auch träge und hemmt die eigene Entwicklung.
Na ja, 8h/d schleifen oder Dielen verlegen ist zwar meditativ, aber gelegentlich auch monoton
Wenn ihr also schon einmal in einen Betrieb gestolpert seid und euch im positiven gedacht habt: "Wow so habe ich das bisher noch nie erlebt, wusste nicht, dass es solche Konzepte und Lösungen gibt. Dann immer her damit!
So was bspw. https://yachtwerft-meyer.com/?lang=de oder https://green-boats.de/aboutus/
Da schadet dann auch die IT-Vergangenheit wenig (Requirements Engineering hilft viel...)
 

MB__AC

ww-eiche
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Hallo Conrad, ich kann deine Begeisterung nachvollziehen und habe ähnliche Gedanken gehabt.

Aber ein paar Dinge und Fakten halten mich davon ab diesen Schritt zu gehen:
1. das liebe Geld: als Vertriebler in der IT müsste ich wahrscheinlich mit einem drittel des Verdienstes auskommen und auch wenn die Arbeit vielleicht mehr Spaß macht - einfach und immer nur entspannend ist sie sicher nicht. Das muss man sich wirklich gut überlegen. Geld ist sicher nicht alles, aber es ist eben wichtig, insb. wenn man eine Familie hat oder mal haben wird (wir haben bald 3 Kinder, keine Ahnung wie es bei dir aussieht)
2. wie schon oft geschrieben wurde glaube ich, dass der Beruf des Tischlers oft romantisiert wird. Ich denke es gibt deutlich mehr Routinearbeiten, als man denkt. Ist dann die Frage, ob das am Ende der Faszination gerecht wird...

Ich habe mir jetzt eine recht ordentliche Werkstatt eingerichtet, bzw. bin noch dabei. Leider habe ich nur wenig Zeit, aber die möchte ich dazu nutzen ganz in Ruhe mit dem meiner Meinung nach tollsten Werkstoff der Welt immer größere und komplexere Projekte umzusetzen. Vielleicht wäre diese Herangehensweise ja auch was für dich? Wer weiß, vielleicht lässt sich irgendwann das ein oder andere Werkstück mal Verkaufen - das wäre natürlich ein Traum. Aber fest einrechnen tue ich das nicht.
 

holzbus

ww-ahorn
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Eine andere Möglichkeit wäre, dass du deine Arbeitszeit herunterschraubst, z.B. auf 80%, dann hast du mehr Zeit für ein Hobby! Wenn du eine 4-Tage Woche hast, hast du 3 Tage für dein Hobby, und dann auch wirklich nur für die Dinge and der Holzarbeit, die dir Spaß machen.
Und auch im IT-Bereich gibt es ja viele Möglichkeiten, dass du nicht nur im Büro sitzt. Wie wäre es z.B. mit Consulting?
 

MB__AC

ww-eiche
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Das mit der Arbeitszeitreduzierung ist echt keine schlechte Idee, wenn es die Firma mit macht.
Dann hast du im Endeffekt wahrscheinlich noch immer mehr Geld, als bei 100% im "Holzwandwerk" (außer du bist Meister oder hast ganz viel Glück mit selbstständiger Arbeit) und kannst echt viel selbst verwirklichen.
 

Glismann

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Auch ich bekomme noch öfter Bewerbungen wo sowas drinsteht:
Ich möchte mit einem natürlichen Werkstoff kreativ arbeiten.

Das ist geil möchte ich auch.

Leider gibt das Leben das nur selten vor.
Die Vorstellung gibt es bei Meister Eder vom Pumuckel.
Hat aber mit der realität wenig zu tun.

Es gibt sicher eine Handvoll Firmen in Deutschland, wo das geht und die Ihre Massivmöbel auch zu den geforderten Preisen verkaufen können.
Aber: Dort aus Quereinsteiger anzufangen??
Darauf haben die gewartet.

Mach mal eine Woche Praktikum in einer Firma die Dir liegt, Das siehe weiter.

( Ich bin seit 40 Jahren Tischler und seit 20 Jahren selbständig.)
 

fahe

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Das Tischlerhandwerk hat es leider bisher nicht geschafft, in den "neuen" Medien ein realistisches Bild dieses Berufes zu zeigen.
...jäh und sicher ungewollt zerstörst Du gerade feste Überzeugungen.
Auf Insta liefert Hammerhandwerk eigentlich nur nett anzuschauende junge Tischlerinnen und Zimmerinnen. Allesamt quasi modeltauglich. Das ist wohl gar nicht so in jedem Betrieb? Frage für 'nen Freund...:emoji_wink:

1. das liebe Geld: als Vertriebler in der IT müsste ich wahrscheinlich mit einem drittel des Verdienstes auskommen
...und ich hab' mir seit dem Vormittag nicht getraut, Carstens Faktor beherzt nach oben zu korrigieren... :emoji_sunglasses:

Ansonsten kann ich mich dem allgemeinen Tenor nur anschliessen.
 

wirdelprumpft

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(außer du bist Meister oder hast ganz viel Glück mit selbstständiger Arbeit) und kannst echt viel selbst verwirklichen.
das Problem ist man braucht Kunden die genau das verlangen - leider sieht die Realität bei mir so aus das 90% Dekorspanplatten - Möbel sind
zu 80% weiß - der Rest ist dann manchmal schöne Schreinerarbeit wir vom Fragesteller beschrieben -

zum Thema:
Schau nach einer Schreinerei die überwiegend im Privatsektor tätig ist - da dürfte es abwechslungsreicher sein sofern entsprechende Kunden vorhanden......
 

DerHolzKlaus

ww-ulme
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ja, hin und wieder hab ich auch so anwandlungen, dass ich gern meinen IT job an den nagel hängen würde... und dann 8h mit gehörschutz und brille in einer tischlerei steh, wo ich melaninplattn durch die kreissäge prügle um danach die kanten aufzuleimen und die 890zigste garderobe draus zu bauen. und die hälfte zu verdienen

na ne danke.
 

carsten

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Hallo

gerade im Yachtinnenausbau ist tatsächlich die Individualität auf die Optik beschränkt. Der Rest ist schnöder Korpusbau. OK die Materialien sind höherwertiger. Handwerk im Sinne von Handarbeit ??
- Zuschnitt STAE ( Stäbchenplatte mit MDF Deck) nach Stückliste aus der AV mit liegender Plattensäge.
- Kanten anleimen oder anfahren nach Etikett
- Furnier richten nach Stückliste und Plan der AV
- Furnieren
- Bearbeitung der Bauteile durch CNC nach Plan aus der AV
- Vormontage im Bankraum nach Zeichnung. Und ja die Kisten wurden wie die Küche für Tante Martha auch nur mit Confimat
zusammengeschraubt.
- Nach Funktionskontrolle und Optikcheck wieder alles zerlegt.
- Schleifen Breitband 2 mal
- Lackierung/ Grundierung
- Zwischenschliff zuerst Breitband dann Exzenter dann per Hand.
- Kontrolle der Oberfläche im Gegenlicht und Streiflicht
- Lackieren
- noch mal Oberflächenkontrolle
- Vormontage/ Zusammenbau ganz normale Beschläge von Blum/ Häfele und Co wie bei der Küche oder der Tür für jeden anderen Kunden auch.
hab beim Verschrauben aber noch ein wenig Montagekleber auf die Kanten angegeben.
- Saubermachen, Kontrolle, Wiegen (wegen Yacht), etikettieren, verpacken, verladen.
Hab die einzelnen Bauteile war immerhin Masterbedroom, Ankleide, Bad, sowas wie Wohnzimmer und ein großes Esszimmer nie zusammen oder gar eingebaut gesehen, gab auch nie Bilder. Wir wissen auch nicht, wer der Eigner der Yacht ist also für wen wir letztens das gebaut haben.
Wir waren nur der Subunternehmer vom Sub (Yachtinnenausbauer).

So wirklich individuell Arbeiten konnte ich nur wenn ich Möbel usw für mich selbst gebaut habe.
 

agnoeo

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Bin selbst in der IT, habe auch mit den Gedanken gespielt und mach sogar demnächst mal ein Praktikum. Mal sehen was daraus wird. Wenn das nur dazu führt dass ich da mal paar Bohlen aufsägen kann hat sich das schon gelohnt. :emoji_slight_smile:

Etwas konkreter kann ich dir noch vorschlagen in der Möbel-Restauration zu schauen. Meines Wissens ist da noch etwas mehr mit Holzromantik, aber so viele Betriebe wird es da auch nicht geben.

Gruß, David
 

wirdelprumpft

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je moderner die Schreinerei ist um so mehr ist man Startknopfdrücker - die CNC wird oft schon vom Büro mit den Programmen versorgt dito Plattensäge der Bediener weis vermutlich garn nicht mehr was aus den Einzelteilen wird - dank Aufkleber ggf. mit Barcode ist das Kantenanleimen auch nur noch reines Füttern mit den Teilen - dito bei Massivholz das wird halt nach Vorgabe bearbeitet was daran Kreativ sein soll entzieht sich mir völlig
zum Glück hab ich die perfekte Mischung von Planung - bis Montage kreativ ist das selten aber wenigstens sieht man das Möbel über alles Phasen wachsen und darf zum Schluss das Gesamtwerk in eingebautem Zustand betrachten...
 

fahe

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gerade im Yachtinnenausbau ist tatsächlich die Individualität auf die Optik beschränkt.
Du kennst die falschen Yachten, Carsten... :emoji_sunglasses:

Ich habe schon Bilder gesehen, die der eine oder andere Tischler der Hellerauer Werkstätten (selbstredend entgegen jeder Weisung:emoji_wink:) aufgenommen hat. Da möchte man mehr als nur zwei Ohren haben zum Schlackern.

Aber das ist natürlich nicht einmal dort der Alltag. Zumal russische Oligarchen gerade rar sind als Kunden...:emoji_wink:
 
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Moin Handwerker und Handwerksliebende,

wie der Titel bereits sagt möchte ich nach ein paar Jahren in der Informatik, ins Handwerk umschulen. Grund: Ich kann nicht über 8h jeden Tag stillsitzen. (Ich weiß, dass es Tische zum stehen gibt) und ich bin bin familiär Vorgeschädigt. Sprich, sie sind durchweg Macher, egal was anfiel wurde Selbst gemacht: Trennwand, Treppe, Parkett, alte Möbel kaputt, scheiße sogar die Fassade von der 5 Wohnungen, Gründerzeit Familienfestung haben wir selbst abgeschlagen und erneuert. (Die besten Sommerferien meines Lebens)
Nun zum Wesentlichen: Ich möchte Tischler werden, der Baustoff Holz hat es mir angetan. Der Fakt, dass jedes Stück seine Macken hat und individuell bearbeitet werden muss reizt mich sehr. Aber vor allem Der GERUCH, es gibt wenige Gerüche, die mit einem frisch gesägten Stück Nadelholz mithalten können. Ich schweife schon wieder ab.
Ich suche nun einen Betrieb in dem ich auch tatsächlich lerne mit dem Werkstoff zu arbeiten, am besten einen, der zwar die alten Methodiken nicht vergessen hat, aber trotzdem modern arbeitet, mit frischen, revolutionären oder einfach auch nur alternativen Konzepten. Ich kann mir aktuell kaum etwas schlimmeres Vorstellen, als jeden Tag, Tag ein Tag aus, das gleiche zu tun. Versteht mich nicht falsch, Routine ist wichtig und kann etwas sein, dass einen durchalten lässt, aber sie macht auch träge und hemmt die eigene Entwicklung.

Wenn ihr also schon einmal in einen Betrieb gestolpert seid und euch im positiven gedacht habt: "Wow so habe ich das bisher noch nie erlebt, wusste nicht, dass es solche Konzepte und Lösungen gibt. Dann immer her damit!

Vielen Dank
Conrad


Also 8h nicht Stillsitzen können....Macher... das klingt für mich eher so als ob du eine Bastlerwerkstatt a la Laura Kampf brauchst, :emoji_slight_smile: - händisch irgendwas zu Zinken wie beim Pumukel oder im Mittelalter ist in meinen Augen genauso Öde wie 8h am Rechner sitzen.

Macher brauchen eine CNC, ein Schweißgerät, die Powersägen für den Carport etc etc und dann einfach alles selbst beibringen das geht glaub ich schneller als eine Ausbildung im Betrieb auf die absoluten Stunden gesehen
 

Mitglied 59145

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Tischler ist schon ein wirklich schöner Beruf, mir gefällt das jedenfalls. Es geht aber seltenst in diese romantische Schiene. Es ist vielmehr ein stark technischer Beruf. Es geht oft darum mit guter Organisation und Abläufen eine ordentlcih produktive Leistung abzuliefern. Organisation ist ein ganz wichtiger Teil, in welche Reihenfolge mache ich was. Das schöne an dem Beruf ist "eine möglichst praktikabele Lösung" zu finden un d das umzusetzen. Der Werkstoff ist irgendwann, mir jedenfalls, relativ zweitrangig.
 
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