Danke Stefan,
mich hat es einfach geärgert, wenn ein Wildacker pauschal als "Unsinn" abgetan wird. Auf diesem Niveau habe ich einfach keine Lust zu diskutieren.
Zur Erinnerung, der Wildacker ist:
- Äsungsfläche
- Ruhefläche für das Wild
- Rückzug und Schutzgebiet
- bietet Nahrung im Winter
- ist ein "Wildmagnet" und vermeidet oder zumindes reduziert Verbissschäden
Gerade in "unübersichtlichen" Gegenden kann man heimliches Wild zu diesen Plätzen lotsen und somit erst einmal einen Überblick über den Wildbestand bekommen. Die Erkenntnisse plus die Erfahrungen aus der Vergangenheit ist dann eine Basis, um den Abschußplan festzulegen. Natürlich sollte dann an Wildäckern die Jagd ruhen.
Wir haben damit gute Erfahrung gemacht, die wir auch von den Waldbesitzern bestätigt bekommen haben.
Das der Wildbestand in Deutschland und auch in Österreich so üppig ist (Diese beiden Länder haben die höchste Wilddichte in Europa), ist im großen und ganzen der disziplinierten Bejagung geschuldet. Aber das ist Dir sicherlich bekannt.
Grüße
Bernhard
Hallo Bernhard,
prima, so gehts.
Wildacker ist
Äsungsfläche,
richtig, damit eine indirekte Wildfütterung, die einer Biotopverbesserung entspricht. Biotopverbesserungen bringen automatisch eine Kapazitätserhöhung des Biotops mit sich, d.h. die Reproduktionsrate der betroffenen Wildarten wird gesteigert. Die steigende Populationsdichte wirkt sich natürlich nicht nur auf den Wildacker aus, sondern auf den gesamten Lebensraum mit insgesamt gesehen steigendem Verbiss-/Schälprozent.
Ruhefläche
dafür sind Wildäcker viel zu klein, insbesondere was das großräumig lebende Rotwild angeht. Hinzu kommt, dass ein großer Teil der Jägerschaft diese Flächen mindestens zur Beobachtung des Wildes nutzt (auch zum Abschuss, kann man sehen, wie man will. Eine Schwarzwildkirrung ist nichts anderes). Wer glaubt, dass grade Rotwild das nicht als Störung wahrnimmt, der traut den Hirschen sehr wenig zu, was Sinneswahrnehmung, Lernfähigkeit und daraus resultierenden Verhaltensweisen angeht.
Rückzug und Schutzgebiet
s. Ruhefläche
bietet Nahrung im Winter
s. Äsungsfläche. Hier zeigt sich auch, dass der natürlicherseits vorhandene Mortalitätsfaktor "Winter" durch die Jäger ausgeschaltet wird. Dies ist besonders deshalb kurios, weil sich die Jäger in der Öffentlichkeit als diejenigen hinstellen, die in der Natur und mit der Natur arbeiten. Dem ist dann eigentlich nicht so, weil über Fütterung/wildäcker gegen die Natur gearbeitet wird.
Wildmagnet
Es zeigt sich, dass sich auf dem Weg zum Magneten Verjungungsmaßnahmen sehr schwer gestalten.
Du siehst, Bernhard, man kann an den Äsungsverbesserungen nichts Positives hinsichtlich der Schadproblematik finden. Leider. Wenn wir für kleines Geld weniger Schäden hätten, wäre ich ganz bei Dir. Dem ist aber nicht so. Ich hatte im anderen link das Wald-Wild-Gutachten des Deutschen Forstwirtschaftsrates verlinkt. Hier nocheinmal:
http://www.dfwr.de/download/Gutachten_Wald-Wild.pdf Es ist zwar umfangreich, aber schaue bitte mal rein.
Abschussplanung
Da haben ja nun einige Bundesländer angefangen, diese abzuschaffen, bspw. Sachsen beim Rehwild. Planwirtschaft funktioniert nicht, das haben die meisten DDR-Bürger nach 40 Jahren begriffen. Genauso ist das mit dem Abschussplan. Die meisten Jäger gründen diesen nach wie vor auf einer Wildbestandsermittlung. Sie glauben wirklich, dass man Rehe und Hirsch zählen könnte. Das ist mittlerweile, auch wissenschaftlich, als Humbug entlarvt. Deshalb wurden auch durch einige (oder alle?) Bundesländer vor Jahren bereits Vegetationsgutachten zur Herleitung des Abschussplanes gesetzlich eingeführt. Da findet sich auch etwas beim DFWR. Die Gutachten bringen leider nicht den gewünschten Erfolg.
Waldbesitzer
Leider leider wissen die wenigsten Waldbesitzer über diese Dinge auch nur ansatzweise Bescheid. Für die meisten unter Ihnen ist der Jäger = der Förster.
Ja, und Du schreibst ja selbst, richtigerweise, dass Österreich und Deutschland die höchsten Schalenwilddichten hat. Und da schließt sich der Kreis: Wer das meiste Wild hat, der hat auch den größten Schaden in Wald und Feld. Wenn man zur Bejagung auch richtigerweise die Erstellung von Abschussplänen zählt, dann kann man wohl kaum von Disziplin sprechen, in Anbetracht der Tatsache, dass zumindestens in der verpachteten Jagd sich der Jäger auf fremden Grund und Boden bewegt, dabei aber kaum die Rechte des Grundeigentümes achtet.
Ich weiß, alles starker Tobak für die eingefleischte Jägerei. Aber man muss sich auch mal kritisch mit der (selbst geschaffenen) Realität auseinandersetzen. Schwierig, aber nicht unmöglich.