Aber eine gut formulierte Ablehnung für alle solche Anfragen (von hobeln über Beschläge bis Holzresten) ist beinahe unmöglich.
...ich finde schon, dass eine höflich formulierte Standardaussage, dass man sich für die Anfrage bedankt, leider aber kein Angebot machen kann, auch einen Kleinstbetrieb weder zeitlich, noch technisch oder intellektuell überfordern würde...
Sorry, das kostet nicht viel länger, als die Mail zu löschen.
Vielleicht sollte das Handwerk einfach auch einmal die simple Tatsache verinnerlichen: Branchenbücher gibt's längst nicht mehr. Der potentielle Auftraggeber sucht also nahezu immer im Internet. Da ist man schlicht versucht, auf die verlinkte Mailadresse zu klicken. Auch bei Aufträgen, bei denen es potentiell um ein paar Tausend Euro geht. Nicht zu vergessen: Die Generation, die heute Häuser baut, kennt die "vor-Internet-Zeit" gar nicht mehr. Die werden eher zunehmend verblüfft sein, dass sie jemanden nicht via Messanger erreichen können.
Der Alltag in der "Wirtschaftsmacht von Nebenan" sieht leider zum gehörigen Teil ganz anders aus und trägt nicht gerade zum Ansehen des ehrbaren Handwerks bei. Betrifft längst nicht mehr nur Mails.
Vor einiger Zeit rief ich bei mehr als einem Dutzend Elektrobetrieben an. Anrufe bei jedem Betrieb der Liste jeweils zu drei Tageszeiten. Hab' ja schließlich Verständnis, dass der Handwerker nicht im Büro auf meinen Anruf wartet...
Erreichbar waren genau... kein einziger. Ganze zwei Betriebe - von 14 - hatten es für nötig befunden, einen Anrufbeantworter zu haben. Die Ansagetexte klangen allerdings von vornherein so unfreundlich, dass erwartbar war, dass sich der Betrieb ohnehin nur bei einem mehrere k€-Auftrag zurückmelden würde.
Genau so einen hätte ich gehabt. Aber: Die können mich mal. Ich hab' bei der Erfahrung nicht mal Bock, sondern bin da eher für Marktbereinigung durch Abstimmung per Fuß.
Geschichte schnell zu Ende erzählt: Der allerletzte meiner Liste ging ans Telefon und hat meine Ausführungsvorstellungen mit dem Satz quittiert "Klingt nach 'nem guten Plan." Auf meine Nachfrage, sein Satz klinge aber schon nach einem "aber...": Ja. Er sei schon Rentner, habe aber seinen Betrieb noch angemeldet. Mit ihm bin ich mir dann schnell einig geworden.
Nur mal vergleichsweise ein Beispiel aus einem Bereich, bei dem man es nun nicht erwartet hätte: Ich habe mal ausserhalb der Bürozeiten bei der Wirtschaftsförderung der Stadtverwaltung angerufen. Anrufbeantworter, ich hab' nix hinterlassen, sondern wollte einfach später noch einmal anrufen.
Dazu kam es nicht. Nach zwei Stunden klingelte mein Telefon "Sie hatten versucht, uns zu erreichen..." Ich war einigermaßen baff.
Die Bauzinsen steigen langsam aber stetig gerade wieder an. Die Zeit, dass private Häuslebauer, Bauträger und andere das Handwerk mit großen Aufträgen zuballern, kann irgendwann einmal vorbei sein. Vielleicht setzt dann ein Umdenken ein. Böse: Bei manchen
denke hoffe ich... zu spät.
PS: Noch ein Aspekt, über den ich schon einmal mit
@uli2003 diskutiert habe: Wenn ich die sporadisch vorhandenen Websites deutscher Handwerksbetriebe sehe, frage ich mich bei
manchen sehr vielen durchaus: Was ist von einem Handwerker zu halten, der sich einen anderen handwerklichen Dienstleister antut, der wiederum eine Arbeit abliefert, die auf dem Niveau von vor 25 Jahren verharrt?
Ich sag' nur noch einmal: Immer schön daran denken... bald gibt's zahlungskräftige Kundschaft nur noch in der Generation, die mit Instagram und Co. aufgewachsen ist.