Ne, totaler Wahnsinn
Gruß Reimund
neee, absolut totaler Wahnsinn ....
Den Wahnsinn muss ich heute erst einmal unterbrechen. Heute bleibt die Werkstatt kalt. Obwohl, so kalt ist sie schließlich nicht mehr, denn am Donnerstag gab's neue Fenster. Weshalb die tägliche Ausbeute in dieser Woche auch etwas unter dem sonstigen Schnitt geblieben ist.
Nach ministry's Wahnsinnsruf habe ich mein Projekt einmal durchgescrollt. Nicht vorwärts. Sondern von hinten nach vorne. Das gibt interessante Ausblicke auf die bereits vollzogene Entwicklung. Nachfolgend habe ich versucht, das Pferd auch von hinten aufzuzäumen.
Zu Beginn des Projektes existierte gerade mal die Absicht, irgendeinen Unterbau zu verwenden. Über Form und äußere Funktion hatte ich noch keinen klaren Gedanken entwickelt. Da das ganze Ding doch erhebliche Ausmaße bekommen sollte - zwangsläufig wegen der Berücksichtigung verschiedenster Funktionen - so griff ich auf das bewährte Muster zum Bau von Torsionsboxen zurück. Das war zwar viel Arbeit, bringt aber eine Verwindungsfestigkeit, die anders kaum zu erreichen ist. Bei einer Konstruktion aus Nut-Profilen ist eine vergleichbare Verwindungsfestigkeit nur durch das absurde Einziehen von räumlichen Diagonalstreben möglich.
In groben Zügen gab es gerade mal eine Idee, wie man den obersten Rahmen aus Nut-Profilen konstruieren könnte - mehr war aber auch nicht notwendig. Es ist schließlich nur ein Rahmen aus fertig zugeschnittenen Nut-Profilen - einzig hatte ich Bedenken ob der Genauigkeit des Zuschnittes. Zu diesem Zeitpunkt war noch der Anbau des Liftmotors senkrecht zum Liftgetriebe vorhanden. Die Änderung wurde möglich, da sich durch Siegfried ein Kontakt zu einem Dreher ergab, wir beide nennen ihn PP. Überhaupt habe ich PP für einige Arbeiten in Anspruch genommen. Das ich überhaupt Nut-Profile für den Tischrahmen verwendet habe, hat ausschließlich mit der Absicht zu tun, spätere Anbauten noch auf einfachem Wege zu ermöglichen.
Die Idee des Tragrahmens (der "Monsterkäfig") war ein Ersatz für eine Lösung mit Nut-Profilen, irgendwie musste ich schließlich den Fräsmotor samt seiner Schwenkbögen unterbringen. Von daher kam auch die Position der Bohrungen in den Schwenkbögen - die beim aktuellen "Monsterkäfig" exakt übernommen werden mussten. Aber CAD macht's möglich. Alle Teile des "Monsterkäfigs" wurden im CAD entwickelt und per Internet an den Zuschnittbetrieb übermittelt - was faselt da unsere GRÖKAZ von Industrie 4.0
Mein "Monsterkäfig" ist an Stabilität nicht zu überbieten, eine gleichwertige Lösung mit Nut-Profilen halte ich für ausgeschlossen. Grundsätzlich stehe ich der Verwendung von Nut-Profilen aufgeschlossen gegenüber, aber nur da, wo es angebracht erscheint.
Zwischen dem Bau des "Monsterkäfigs" und des Fräsliftes gab es noch die Elektronik-Entwicklung. In dieser Zeit fühlte ich mich um etwa 30 Jahre zurückversetzt, als es um die Digitalisierung meiner Märklin-Bahn ging. Und darum, die PWM individuell auf 32 Loks zu verteilen und das alles auch noch ohne Bluetooth und nur über den zugeführten Strom zu realisieren. Erst Jahre später kam Märklin mit einem ähnlichen Produkt auf den Markt. Heute ist alles viel einfacher, ein paar ICs zusammenklopfen, Platinenlayout etc per Internet an den Fertigungsbetrieb für Leiterplatten. Und das war's! Industrie 4.0, das ich nicht lache über die seltsame Show der Politiker.
Der Fräslift mit der integrierten Schwenkung um ±45° war eigentlich ein sehr einfacher Schritt. Das Prinzip des Führungsbogens hatte ich schließlich schon erfolgreich bei meiner FKS demonstriert, wobei ich diese Mal auf eine Gleitführung gesetzt habe statt auf Kugellager. Nur sehr eingeschränkt gibt es hier eine Ähnlichkeit zu einer Lösung von Matthias Wandel. Wobei ich sagen muss, dass die Initialzündung zu meinem Projekt eben durch die Betrachtung dieser Lösung kam. Wer möchte, gibt die Suchbegriffe "tilting router lift" bei Google ein.
Bliebe noch der Fräslift als solches. Der hat mit der Idee von Matthias Wandel gar nichts gemeinsam. Als Fräsmotor hatte ich den Motorblock einer GOF1700 von Bosch gewählt. Die Boschfräse wurde abgespeckt und reduziert, wo es nur ging. Wichtig war bei allem Tun, die Schutzklasse II zu erhalten und nirgendwo zu verletzen, hier waren also Grenzen gesetzt. Und damit ergab sich die Geometrie des Fräsliftes. Daneben kommen noch so Kleinigkeiten, wie die Spindelverriegelung beim Werkzeugwechsel - natürlich von vorne/oben bedienbar, Abfrage der Spindelverriegelung etc. Schließlich noch die Auswahl eines geeigneten Liftmotors. Den ersten bekam ich im Netz, sehr preisgünstig, dafür sehr groß und mit einem schlechten Wirkungsgrad. Der aktuelle Motor ist ein deutsches Fabrikat - Made in China / Mexiko - wie diese zu zig-Tausenden in aller Welt in großen Bürokopierern für den Papiertransport eingesetzt werden. Die ursprünglichen Motoren habe ich im Netz wieder gewinnbringend verhökert.
Die ursprüngliche Grundidee ist nahezu geblieben. Der Leitgedanke war, nahezu alle Bedienungen komfortabel zu gestalten. Dazu gehört auch die Drehzahlverstellung, die normalerweise mit einer Rändelscheibe am Kopf des Fräsmotors erfolgt. Bosch hat für sich den Begriff der "Konstant-Elektronik" geprägt. Zu Beginn wurde dies durch eine magnetische Kopplung zur Ankerwelle erreicht. Damit wäre die Position der Elektronik auf "immer" und "ewig" festgelegt gewesen. Bei einer späteren Entwicklung hatte Bosch das mechanische Prinzip aufgegeben und durch eine elektrische Rückführung ersetzt. Damit war der Weg frei, die "Konstant-Elektronik" eines neueren Modells als Ersatzteil zu beschaffen. Der Kühlkörper dieser Elektronik besteht nur aus einer einzigen Fläche von etwa 6 qcm, die aber normalerweise im Motorgehäuse dem Prinzip der Zwangskühlung unterliegt. Das ist aber kein Manko, da ich den Wärmewiderstand der ursprünglichen Kühlfläche durch Anbringung eines Profilkühlkörpers auf etwa 1% des ursprünglichen Wertes herabgesetzt habe.
So bleibt noch der Ausblick auf die nächsten Schritte. Für die Bedienung der einzelnen Achsen habe ich mir ein transportablen Bedienfeld vorgestellt, das über Kabel mit der Fräse verbunden ist. Ich stelle mir vor, dass dies eine komfortable Angelegenheit sein wird. Alles was über der Tischplatte an Auf- und Einbauten möglich ist: da gibt es bei mir noch eine Menge an Ideen. Doch vorerst möchte ich das Fräsmonster in seinen Grundfunktionen fertigstellen.
In diesem Sinne ein schönes WE.