Geschichte, kurz:
3 Meter Edelstahl-Tiefenerder vom Kellerboden aus Richtung Erdmittelpunkt geprügelt.
Geschichte, lang
Ich hab' mich heute schon bei meinem Vater beschwert, dass ich offenbar immer mehr zu Papas Sohn mutiere. Oder anders: Seinen mittlerweile nur noch Pedanterie zu nennenden Hang zur Perfektion habe ich viele Jahre durch bewußte Schlampigkeit zu umgehen versucht. Vergeblich, muss ich feststellen...
Mein Elektromeister, der die Lizenz zum
Bombenlegen Plombendrücken hat, hatte seinerzeit schon nur ein müdes Lächeln für meine Übereifrigkeit übrig, im Vorzählerbereich den - für Neuinstallationen durchaus vorgeschriebenen - Kombi-Übersspannungsableiter haben zu wollen.
Die Anwendungsberatung von Dehn, die ich extra angerufen hatte, meinte "Es wäre nicht schlecht, einen zusätzlichen Erder zu setzen." Der müsse auch keine normativen Anforderungen in Bezug auf seine Erdfühligkeit, vulgo: Erdwiderstand, erfüllen. Und unbedingt notwendig sei er im TNC-Netz ohne äußeren Blitzschutz eigentlich auch nicht...
Aber Vati... also: Vatis Sohn.
Tiefenerder aus V4A sind bei Dehn und den anderen wenigen üblichen Verdächtigen sauteuer. V2A ist nicht normgemäß und verzinkt zu Recht undiskutabel.
Bin dann doch bei eBay fündig geworden. 120 Euro für drei Meter in 20mm fand ich akzeptabel. Allerdings: Für das System gab's nur einen SDS-Max-Schlagkopf.
Dehn empfielt einen Hammer der 30-Kilo-Klasse. Die allerdings haben wohl alle eine proprietäre Aufnahme oder eben den üblichen 28-mm-Hex-Anschluß.
Bei Hilti gibt's einen Einschlagknopf. Für 140 Euro... und auch nicht für das gekaufte Tiefenerdersystem passend. Das braucht nämlich einen 11-mm-Zapfen von 25 mm Länge.
Also kaufe ich in der Bucht für kleines Geld einen abgerockten Spitzmeisel und fahre mit dem Ding frohen Mutes zur Drehbank.
Dumm. Weder die Bohrung in der Welle, noch das Futter sind für die Maße ausreichend. Ich suche mir also einen lieben Mitmenschen in der Zerspanungsbude, verschicke das Ding nebst Rückportoschein, Obulus und Gummibärchen für die Enkel.
Dann kriege ich Skrupel: Passt der Bosch Hex-28-Meisel wirklich an die fette Hilti? Beim Verleih stehen die Dinger am Donnerstagnachmittag allesamt im Hochregal weit oben... aber kein Staplerfahrer mehr da.
Heute. Finale. Früh um acht wuchte ich mir das 30-Kilo-Jungs-Spielzeug ins Auto. Bis um zehn habe ich dann noch gewartet, weil die Hälfte meiner Jungmieter die Schlafzimmerrolläden noch auf Tiefschlaf stehen hatte.
Und dann?
Mein Einschlagkopf passt perfekt.
Ich wuchte das Ding auf den ersten Meter. Easy goin'.
Ich stecke den zweiten Meter auf, wuchte das Spielzeug wieder drauf. Easy.
Dann den dritten Meter.
Dito.
Schon beim ersten Meter musste ich feststellen, dass die 16-Kilo-Klasse mit dem mitgekauften SDS-Max-Schlagkopf für meine Bodenverhältnisse wohl locker gereicht hätte. Stellenweise hatte ich Angst, dass das Ding nur durchs eigene Gewicht Richtung Erdmitte fällt... und selbst mein eigener Hammer
vielleicht sogar wahrscheinlich gereicht hätte.
Auf dem Rückweg schnell noch beim Stahlbauer des Vertrauens gehalten und etwa 80 Zentimeter feinsten 8-mm-Edelstahldraht für die berühmte Kaffekassengabe ins Auto gepackt.
Brenner angeworfen, Draht gebogen, abgelängt und... Sche**, ich komm' offenbar nicht mehr aus der Nummer raus: Ordentliche Fasen angeschliffen und das Ding mit Messingbürste und Winkelschleifer poliert...