Zu guter letzt vielleicht meine Einschätzung: Ich könnte mir vorstellen, dass die ein (persönliches) Problem mit deiner Art haben. Also irgendwas triggert die unglaublich. Das sollte aus pädagogisch-didaktischer Sicht nicht passieren, aber es kommt in der Realität nun mal oft vor.
Mir ist das mal mit einem Lehrling passiert, und Wuzels Fall klingt für mich ähnlich. Wir hatten damals einen Azubi Kandidaten mit nicht so geradem Lebensweg, der zum Vorstellungsgespräch sein Handy mitbrachte und all die ganzen Spiele zeigte, die er selbst programmiert hat, samt Quelltext. Wunderbar: engagiert, lernfähig, Ergebnis abgeliefert. Genau solche Leute suchen wir, sofort eingestellt.
(Kurz als Hintergrund, und anders als bei Wuzel: Die ersten Monaten waren gut, nach einem Jahr kam er an seine Leistungsgrenzen. Wir haben in den folgenden zwei Jahren alles versucht, was uns eingefallen ist: Ab einem gewissen Niveau verstand er nichts mehr. Wir haben jeden in der Firma rangelassen, auch mal Externe. Er verstand nicht mehr, was wir wollten. War Azubi #11 oder so, keinesfalls der erste. Hintergrund Ende).
Eventuell durch den massiv erhöhten Aufwand, eventuell wegen unterschiedlicher Wellenlänge: Ich begann, eine Aversion gegen ihn aufzubauen. Da konnte er nichts für, und ich habe aktiv gegen meine Vorbehalte angekämpft. Änderte nichts: Irgendwann war es so weit, dass ich bei seinem Anblick die Krätze bekommen habe. Und er hat sich echt Mühe gegeben, ein guter Azubi zu sein.
Hätte das so sein sollen: Nein! Hätte ich drüber stehen sollen: Unbedingt. Ich habe es nicht in den Griff bekommen. Irgendwann Anfang des dritten Lehrjahrs habe ich die Kollegen gebeten, sich komplett um ihn zu kümmern.
Wenn ich die Diskussion hier lese, dann verstehe ich "Wechsle den Betrieb, das hat keinen Sinn (auch wenn es nicht so sein sollte)". Ich habe damals drauf bestanden, dass wir die Ausbildung wie vereinbart zu Ende führen. Natürlich haben wir ihn nicht übernommen, aber als wir uns zwei Jahre später getroffen haben, war alles in Butter.
Bei mir war es also ein temporäres nicht-Aushalten-können. Kein nicht-leiden-können, der Azubi war schon in Ordnung. Aufgeweckt, fröhlich, aktiv usw., nur halt dass mein Puls auf 180 ging, wenn er einen Vorschlag gemacht hat, wenn dieser nicht perfekt war. Ich weiss, ihr braucht nichts über mich zu sagen, weiss ich selbst.
Was ich damit sagen will: Manchmal passt es einfach nicht zusammen. Aber auch: Die Ausbildung ist mir sehr wichtig, die wird nicht abgebrochen, wenn nicht superwichtige Gründe vorliegen, z.B. mehrfacher Diebstahl, Schlafen mit der Frau des Chefs oder so etwas.
Wenn die Ausbildung sich jetzt mies anfühlt, dann wirst Du eben die nächsten drei Jahre mit miesem Gefühl ausgebildet werden. Ihr habt einen Vertrag geschlossen, und der ist einzuhalten. Zudem kann jeder bei schönem Wetter segeln, im Sturm zeigt sich das Durchhaltevermögen. Das ist meine Sicht als Ausbilder.
In Deinem Fall würde ich all dies in einer ruhigen Stunde mit dem Chef besprechen, und mit ihm zusammen besprechen, wie es weitergehen wird, inklusive der Option, dass es Dir nicht schmeckt, Du aber durchziehst, oder dass beide Seiten sich noch einmal zusammenraufen, oder dass Du einen anderen Betrieb suchst. Immer unter der Überschrift, dass es nicht mit Schuld zu tun hat, sondern manchmal einfach nicht passt.
"Habe schon mit Chef gesprochen" <= Hat ja nicht geholfen, also noch einmal. Ist der Chef auch der Ausbilder? Dann wäre er eh der einzige Zuständige.
Ich stimme den anderen zu: Ein Forum ist der falsche Ort, das zu klären. Handwerkskammer geht sicherlich auch, ich würde immer zuerst alle Mittel in der Firma ausnutzen. "Habe schon mit dem Chef gesprochen, das bringt nichts" klingt nach "Keine Lust, nochmal mit ihm zu sprechen", und damit nicht nach "alles intern versucht".