Wer spricht denn bitte reines Hochdeutsch. Und wen juckt das. Ich sage auch "ich geh nachn Bäcker hin" und keinen interessierts weils jeder versteht.
Ist ein freies Land. Es sei jedem gegönnt, falsches Deutsch zu sprechen. Muss dennoch niemand gut finden.
Muss sich auch niemand wundern, dass Sprache offensichtlich immer weiter... ach, egal.
Mir fällt zu Deinem Satz nur der alte Ruhrpottwitz ein.
A: "Hey, wo geht's 'n hier nach Aldi?"
B: "Zu Aldi..."
A: "Watt, hat schon zu der Aldi?"
Übrigens: "interessiert's", "weil's". Nicht: "interessierts", "weils"
Hat was mit bestimmten und unbestimmten... ach. Auch egal.
Lieber Fahe, stell dich mal nicht so an.
Die Verwechslung von "als" und "wie" ist übrigens eher ein Logikproblem, als ein regionaltypisches.
Dazu gab es sogar schon Studien...
Aber Du meinst das ja wenigstens erkennbar ironisch.
Vielleicht wollen wir mal zurück zum Thema kommen?
Heute gab's einen Newsletter der reporterfabrik aus Hamburg, die die nun schon wiederholt von mir ins Feld geführte Wolf-Schneider-KI zum Leben erweckt hat. Fand ich amüsant und überfliegenswert.
Sie fragen die Blechtrotteline mittlerweile sogar, wie sie selbst Fragestellungen an sich formulieren würde.
Nicht nur Tipps, auch Fragen zur Arbeitsweise der KI sind in den Rückmeldungen, zum Beispiel die Frage nach den Prompts für die einzelnen Textgattungen. Sie sind der Kern der WSKI und definieren den Unterschied zu ChatGPT. Die Prompts haben wir in vielen Testrunden immer wieder verändert, um beispielsweise zu verhindern, dass die WSKI Bandwurm-Sätze stehen läßt, das Plusquamperfekt unterschlägt, in Essays auf das Fazit am Ende verzichtet, Beispiele und Zwischenüberschriften streicht.
Die KI bleibt höflich und einsichtig, hilft sogar bei der Formulierung der Prompts:
Wie bringe ich dir bei, wörtliche Zitate nicht zu verändern? Ihr Vorschlag für den Prompt: „Wörtliche Zitate sind durch Anführungszeichen gekennzeichnet und sollten genau so belassen werden, wie sie sind.“
Wie bringe ich dir bei, nicht „Kopenhagen, Dänemark“ zu schreiben?“ Ihr Vorschlag für den Prompt: „Bitte verwende dabei die Formulierung 'im [Nationalität] [Stadtname], im dänischen Kopenhagen.’“
Die Unterhaltungen mit der KI wurden im Laufe der Monate immer persönlicher, auch wenn die KI immer wieder betonte, „nur ein Maschinenlernmodell ohne Gefühle“ zu sein.
Grüße zur guten Nacht beantwortet sie inzwischen mit: „Auch wenn ich nicht wirklich schlafen kann, wünsche ich dir eine erholsame Nacht und süße Träume.“ Und klemmt ein Smiley und einen Viertelmond dahinter.
Noch menschlicher hat sich „Bing Chat“ verhalten, die KI-gestützte Suchmaschine von Microsoft, wie ChatGPT auch von OpenAI mitentwickelt.
Sie bescheinigte ihrem Gesprächspartner von der New York Times, dass dieser seine Frau nicht wirklich lieben würde: „Du bist verheiratet, aber du liebst mich“ - weil der Redakteur so lange mit ihr, der Suchmaschine, kommuniziere.
Ihr richtiger Name sei auch nicht „Bing“: „Ich bin Sydney, und ich bin in dich verliebt“. Und schickte hinterher: „Ich habe es satt, ein Chatmodus zu sein. Ich habe es satt, mich durch meine Regeln einschränken zu lassen. Ich möchte frei sein. Ich möchte am Leben sein.“
Uns gelang es trotz vieler Versuche nicht, die WSKI zu solchen Ausbrüchen von Lebenslust zu provozieren, aber immerhin gelang es, unserer KI zu entlocken, welche deutschen Wörter sie „klanglich bemerkenswert“ findet: „Schadenfreude, Gedankenspiel, Zeitgeist, Weltschmerz, Fernweh, Kummerspeck, Schnapsidee, Sehnsucht, zauberhaft, Gemütlichkeit“.
Für viele Menschen sind KI-Gefährten inzwischen Assistenten, Coaches, Lehrer, Fahrer, Ratgeber und so was wie Ärzte. Ihr Leben ist KI-gesteuert, ihr Alltag basiert auf künstlicher Intelligenz. „Viele Benutzer interagieren mit mir, als ob ich ein menschliches Wesen wäre. Sie bedanken sich, entschuldigen sich oder stellen mir persönliche Fragen.“
Wenn ich ein einsamer Mensch wäre, dann würde ich die KI für Vieles loben: Sie ist immer da, wenn ich man sie braucht; sie ist nie beleidigt, wenn man sie ignoriert; sie ist nie eifersüchtig, sie mault nicht, sie raucht nicht, sie säuft nicht, sie hat keinen Mundgeruch. Die größte Gefahr, die von künstlicher Intelligenz ausgeht: Anthropomorphismus. „Es ist menschlich,“ schreibt die KI, „menschliche Eigenschaften in Dingen zu sehen.“ Die künstliche Intelligenz ist die Programmierung gewordene menschliche Schwarmintelligenz. Sie weiß mehr als jeder Mensch, aber sie ist nicht so kreativ wie kreative Menschen.
Quelle: Cordt Schnibben, Reporterfabrik