Wenn es um das Thema Selbständigkeit im Handwerk geht, bin ich für die meisten Berufe gegen den Meister- oder gar Gesellenzwang.
Viele Länder machen uns vor, dass zu einer guten Qualität und besten wirtschaftlichen Erfolgen der Meistertitel offensichtlich nicht nötig ist. Genausowenig wie eine Ausbildung. Sorry, wenn ich damit manchen auf die Füße trete - aber in Eigenregie lassen sich sehr viele Fähigkeiten erwerben, die wir auch wirtschaftlich nutzen können.
Die Selbständigkeit ist eine Charakterfrage. Wenn wir genug Biss und den Willen haben uns ständig und immer um den Betrieb und seine vielen Bereiche zu kümmern, können wir erfolgreich sein. Das notwendige Handwerkszeug lässt sich beinahe immer durch Weiterbildungen (Bücher, Kurse) und schlicht Praxis erwerben.
Ich bin seit 15 Jahren selbständiger - war nie Angestellter. Meinen Hauptberuf übe ich seitdem konstant aus - habe aber auch schon andere Selbständigkeiten nebenberuflich gestartet. Was immer wieder ein unnötige Kosten- und Verwaltungsposten war, ist die IHK oder HWK (und die BG, wenn wir gerade mal dabei sind). Es ist unglaublich wie viele Steine in den Weg gelegt werden - da braucht e smehr als nur Biss, da braucht es auch eine gesunde Portion Zynismus und Fatalismus, um sich das überhaupt noch geben zu wollen.
Jemand, der an Starkstrom herumfummelt, sollte im Eigeninteresse eine passende Ausbildung haben (oder das Problem hat sich schnell erledigt). Auch jemand, der tagtäglich mit potentiell schwer gefährlichen Maschinen arbeitet, sollte sich gut überlegen, welche Vorbildung er/sie mitbringen sollte. Aber - eine HWK-geführte Ausbildung oder gar einen Meister braucht es dafür nicht. Denn der Markt regelt sehr praxisnah den Erfolg derjenigen, die die notwendige Qualifikation und das notwendigen Angebot auf dem Markt anbieten.
Das teilweise arrogante Gehabe mancher Meisterbetriebe geht mir als Kunde schon seit Jahren auf den Senkel. Da werden Mitbewerber aus Polen (selbstredend keine Meister) schlechtgeredet, nur um seine eigene angeblich so tolle Qualifikation hervorzuheben. Der Aufkleber "Meister für Deutschland" auf den chronisch die linke Spur blockierenden Kleinlastern führt bei mir zu Aggressionen - und das nicht nur bei mir.
Wenn ich als Kunde die Wahl habe, wähle ich einen Betrieb, von dem ich weiß, dass er es drauf hat - dabei interessiert es mich nicht die Bohne, ob der Inhaber mal vor 20 Jahren einen Meister gemacht hat und seitdem nichts mehr getan hat...
Zufällig kann es natürlich vorkommen, dass ein Meister auch wirklich meisterlich arbeitet
Das "Pfründe"-sichern der Handwerkskammern, Innungen und diversen anderen Organisationen finde ich mittelalterlich und überholt. Manche nennen das "Tradition" - ich nenne es "Selbständigkeitsverhindernd".
Im Grunde müsste die EU das kassieren als wettbewerbsverzerrend oder -verhindernd. Aber die Lobby ist stark.